Filmtipp: Die Fotografin

Filmtipp: Die Fotografin

Lee Miller – Fotografin und Fotojournalistin

Derzeit läuft ein besonderer Film in den Kinos, der das Leben einer der wichtigsten und interessantesten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts zum Inhalt hat. Der Film “Lee” schildert im Rückblick ihren Werdegang als Fotografin ab den 1930er Jahren und als Kriegsberichterstatterin im 2. Weltkrieg. Grundlage dafür ist das Buches „The Lives of Lee Miller“ von Antony Penrose, das bei Thames & Hudson erschienen ist. Die Hauptrolle Lee Miller wird von Kate Winslet dargestellt, die als Co-Produzentin acht Jahre darum gekämpft hat, diesen Film machen zu können.

Der Film selbst befasst sich mit Lee Millers Tätigkeit während des Zweiten Weltkriegs, als Reportagefotografin, Fotografin für kriegsrelevante Themen für die Zeitschrift Vogue und als deren amerikanische Kriegskorrespondentin.

Lee Miller, 1943. Kriegsberichterstatterin (U.S. Army Center of Military History). Offizielles Foto der U.S. Army. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:War_correspondents-Lee-Miller.jpg

Die Lebensgeschichte von Lee Miller ist aber vielschichtiger. Geboren 1907 als Elizabeth Miller in New York, lernte sie durch ihren Vater, einem begeisterten Amateurfotografen, bereits früh die technischen Grundlagen der Fotografie und die Arbeit in der Dunkelkammer kennen. Nach ihrem Schulbesuch und einem Auslandsaufenthalt in Paris, schrieb sie sich 1926 in der New York Arts Students League zum Studium Bühnenbild und Theaterbeleuchtung ein.

Gleichzeitig wurde sie als Model entdeckt und begann als Fotomodell für Vogue zu arbeiten. Bereits nach zwei sehr erfolgreichen Jahren wollte sie jedoch hinter die Kamera wechseln. Dafür reiste sie 1929 nach Paris, dem Zentrum avantgardistischer Kunst, um bei Man Ray, einem zur Gruppe der Surrealisten zählenden Künstler, der in Paris selbständiger Porträt- und Modefotograf war, zu lernen.

In dieser Zeit entwickelte sie ihre eigene, vom Surrealismus beeinflusste, Fotoästhetik, die geprägt war durch den Blick auf Alltägliches, unkonventionelle Perspektiven und Motive, starke Kontraste und ein besonderes Interesse für Nahaufnahmen. Dazu ein Zitat von ihr über ihre Herangehensweise: “Die Persönlichkeit des Fotografen, seine Herangehensweise, ist wirklich wichtiger als sein technisches Genie“.

Bereits in Paris arbeitete sie als selbständige Porträt- und Modefotografin, bevor sie 1932 nach New York zurückkehrte und dort ein eigenes Fotostudio eröffnete. Sie nahm damals auch bereits an Gruppenausstellungen teil und hatte 1933 in New York ihre erste Einzelausstellung.

Ihre Heirat mit einem ägyptischen Geschäftsmann bedeutete 1935 den Umzug nach Kairo. Ihre Weiterentwicklung als Fotografin betrieb sie jedoch auch in Ägypten weiter. Auf einer Reise nach Paris lernte sie 1937 den Künstler und Mitbegründer der surrealistischen Bewegung in Großbritannien Roland Penrose kennen und unternahm mit ihm eine Reise durch weite Teile Europas, bei der weitere Fotoarbeiten entstanden. Ab 1938 machte sie Fotos für die surrealistische Zeitschrift London Bulletin. Noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges trennte sie sich von ihrem Mann und zog mit Penrose nach London.

In London arbeitete sie ab 1940 als Reportagefotografin und wurde für die Zeitschrift Vogue Fotografin kriegsrelevante Themen. 1940/1941 fotografierte sie die Angriffe der deutschen Luftwaffe auf London und die bombardierte Stadt. 1944 wurde sie von der US-Armee als amerikanische Kriegskorrespondentin für Vogue akkreditiert. Damit gehörte sie zu den wenigen Frauen, die als Kriegsberichterstatterinnen an der Front tätig sein durften.

Sie fotografierte in Europa, in Frankreich die Schlacht um Saint-Malo, begleitete gemeinsam mit ihrem Kollegen, dem Time-Life-Fotografen David E. Sherman, den Vormarsch der amerikanischen Armee, fotografierte die Befreiung von Paris, den Vormarsch in Deutschland und die zerbombten Städte Westdeutschlands ebenso wie die Einnahme von Hitlers Berghof in Berchtesgaden und seine Privatwohnung in München und die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Dachau. Die Fotos und Reportagen aus dieser Zeit werden heute als Hauptwerk ihrer journalistischen Berichterstattung angesehen.

Nach dem Krieg heiratete sie im Jahr 1947 Roland Penrose, im selben Jahr kam auch ihr Sohn Anthony zur Welt. Gelegentlich arbeitete sie noch für Vogue, Life und andere Zeitschriften. Die Familie lebte ab 1949 in Farley Farm House in der Nähe von Lewes in Sussex in Südengland. Durch die nicht verarbeiteten traumatischen Erlebnisse während des Krieges litt Lee Miller an Depressionen und wurde alkoholabhängig. Im Jahr 1977 ist sie an einer Krebserkrankung gestorben.

Ihr Nachlass, der rund 60.000 Negative, Abzüge und Manuskripte umfasst, wäre wahrscheinlich in Vergessenheit geraten, hätte ihn ihr Sohn, der Schriftsteller Fotograf und Filmemacher Anthony Penrose, nicht auf dem Dachboden von Farley Farm House gefunden, seit den 1990er Jahren aufgearbeitet und mehrere Bücher veröffentlicht. Farley Farm House ist heute ein Museum, in dem das Fotoarchiv und die Kunstsammlung des Ehepaars Miller-Penrose untergebracht sind.

Link:

Lee – Film-Trailer: www.youtube.com/watch?v=-5-uBj1cZJM

Lee Miller Archives – Bildarchiv: https://images.leemiller.co.uk/mediasearch/Picture-Library/_zNlrqxMjkXRxV53jcxqhA..a

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