Frauenmuseum Meran

Frauenmuseum Meran

Frauen-Geschichte-Gegenwart

Ausgehend von ihrem Leitsatz “Von Frauen, über Frauen, für alle” sind die Frauen des Frauenmuseums Meran angetreten, die Geschichte der Frauen seit der französischen Revolution zu erzählen, Bezüge zur Gegenwart herzustellen und damit Vergangenheit und Gegenwart der Frauen weit über die Grenzen Italiens hinaus sichtbar zu machen.

Am Anfang stand dabei die Frage, von wem Geschichte erzählt wird, welche Inhalte überliefert werden und welche nicht. Bis weit ins 20. Jahrhundert war die Geschichtsschreibung fest in männlicher Hand, die ihre Sicht auf die Geschehnisse vermittelt und Frauen wenig bis keine Beachtung geschenkt haben. Das hat sich in der Zwischenzeit zwar geändert, doch bis heute wird in vielen Museen Geschichte so dargestellt, als hätten Frauen keinen oder nur einen unbedeutenden Beitrag dazu geleistet.

Das Frauenmuseum Meran will für Frauengeschichte sensibilisieren, die Geschichte der Frauen als wichtigen Bestandteil in das bereits bestehende Kulturerbe integrieren und der Geschichtslosigkeit entgegentreten.

Die Aufgabenbereiche des Frauenmuseums reichen von der Vermittlungsarbeit anhand von Ausstellungen, Veranstaltungen und Konferenzen, der Erarbeitung von gendergerechten, inklusiven Texten, Bildmaterial und Ausstellungen, Bildungstätigkeit, Bewusstseinsbildung und Netzwerkarbeit bis zur Förderung und Beteiligung an professioneller Geschlechterforschung, der Archivierung und dem Ausbau und Erhalt der Sammlung historischer Kleidungsstücke und Alltagsgegenstände.

Zitat Gerda Lerner (1920-2013), Pionierin der Frauengeschichtsschreibung. Frauenmuseum Meran

Die Darstellung der Frauengeschichte im Museum erfolgt anhand von Vitrinen, die ab dem 19. Jahrhundert historische Zeiträume, die Situation der Frauen, ihre Lebenssituation, ihren Kampf um Gleichberechtigung, erreichte Veränderungen, Rückschläge und Entwicklungen zusammenfassend darstellen. Dabei ist es den Gestalterinnen ausgezeichnet gelungen, die Verbindung der jeweiligen Lebenssituation der Frauen mit den Forderungen und Errungenschaften der Ersten, Zweiten und Dritten Welle der Frauenbewegung herzustellen und damit deren Bedeutung sichtbar zu machen.

Zu Beginn, Ende des 18. Jahrhunderts, standen noch Forderungen nach Menschenrechten (Olympe de Gouges) und Menschenwürde für Frauen (Mary Wollstonecraft) im Vordergrund. Die Forderungen der Ersten Frauenbewegung, die etwa um 1870 einsetzte, im Hinblick auf Bildung, Ausbildung, Frauenstudium, Rechte im Zusammenhang mit Erwerbstätigkeit und Wahlrecht spiegeln die Veränderungen im 19. Jahrhundert einerseits im Hinblick auf die Herausbildung eines bürgerlichen Frauen- und Familienbildes, andererseits im Hinblick auf die wirtschaftlichen Veränderungen durch die Industrialisierung wider.

Frauenmuseum Meran

In der Zweiten Welle der Frauenbewegung ab den 1960er/70er Jahren standen Forderungen nach dem Recht auf Selbstbestimmung, auf aktive politische Mitsprache, der uneingeschränkte Zugang zu qualifizierter Arbeit und das Recht auf Schwangerschaftsabbruch im Zentrum. Die Dritte Welle der Frauenbewegung ab den 1980er Jahren konnte auf den erkämpften Rechten weiter aufbauen. Sie thematisiert verstärkt die Bedeutung des sozialen Geschlechts (Gender), von gesellschaftlich bedingten Klassenunterschieden und von Ungleichbehandlungen durch die Zugehörigkeit zu einer Rasse sowie Fragen der Geschlechtsidentität.

Frauenmuseum Meran

Weitere Vitrinen befassen sich mit den Entwicklungen in den Bereichen Schönheitsideale, der Frage, was männlich und weiblich definiert ist, Care und Arbeit. In den Räumen zwischen den Vitrinen werden sechs Frauen aus Geschichte und Gegenwart und ihr Einsatz für eine gerechte Welt vorgestellt.

Auch wenn frau/man das Frauenmuseum in Meran nicht persönlich besuchen kann, kann dies in Form eines virtuellen 3D-Museumsrundgangs, der auch in deutscher Sprache zur Verfügung steht, trotzdem tun: https://www.museia.it/de/virtueller-rundgang/

Eine weitere wichtige Aktivität ist der zweisprachige Blog des Frauenmuseums “io donna – ich frau” mit deutschen und italienischen Beiträgen. Der hervorragende Blog bietet eine Vielzahl von Rubriken mit sehr interessanten Beiträgen. Diese reichen von der Vorstellung der Frau des Monats, News aus dem Frauenmuseum, Zitat zum Montag, über Frauengeschichte, Kultur bis hin zu Frust macht Lust (im italienischen aussagekräftiger frustrAZIONE), Tante Rosa – eine Rubrik zum Thema weiblicher Körper, Sexualität, Empfängnisverhütung und einer Rubrik zum Thema Geburtskultur. Homepage: https://www.ichfrau.com/

IAWM, Karte der Frauenmuseen (Ausschnitt), Frauenmuseum Meran

Ebenfalls vom Frauenmuseum Meran hat die Internationale Vereinigung der Frauenmuseen ihren Ausgang genommen. Begonnen hat es 2008 mit dem vom Frauenmuseum Meran veranstalteten Ersten Internationalen Kongress der Frauenmuseen. Dieser führte zur Gründung der Internationalen Vereinigung, in der sich mittlerweile rund 60 Frauenmuseen aus allen fünf Kontinenten zusammengeschlossen haben. Die Vereinigung soll zur Sichtbarmachung und zur Verstärkten Akzeptanz von Frauenmuseen beitragen, dient als Netzwerk, und zum Erfahrungs- und Wissensaustausch. Homepage: https://iawm.international/about-us/womens-museums/map/

Links:

Frauenmuseum Meran: https://www.museia.it/de/frauenmuseum-meran/

Informationen | www.museia.it (das Museum ist barrierefrei zugänglich!)

virtueller 3D-Rundgang durch das Frauenmuseum: https://www.museia.it/de/virtueller-rundgang/

Blog des Frauenmuseums io donna- ich frau: https://www.ichfrau.com/

Homepage der Internationalen Vereinigung der Frauenmuseen: https://iawm.international/

Kommentare sind geschlossen.