Gleichstellungsindex 2024

Gleichstellungsindex 2024

Gleichstellung: ein langwieriger Prozess

Das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen/EIGE ist die EU-Agentur für die Gleichstellung der Geschlechter. Als Wissenszentrum fällt EIGE die Aufgabe zu, durch unabhängige Forschung, Sammlung und Auswertung von Daten politische EntscheidungsträgerInnen bei der Gestaltung von Maßnahmen im Bereich der Gleichstellung zu unterstützen.

Zu diesem Aufgabenbereich gehört auch die Messung des Stands der Gleichstellung der Geschlechter sowohl auf der Ebene der EU als auch auf der Ebene der Mitgliedstaaten und die jährliche Veröffentlichung des Gleichstellungsindexes.

Mit dem Gleichstellungsindex hat das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen ein Instrument zur Messung der Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter in der EU entwickelt. Ziel ist, zu einem besseren Verständnis und zu einem stärkeren Bewusstsein für die Gleichstellung beizutragen.

Der Gleichstellungsindex wird seit dem Jahr 2013 veröffentlicht, zeigt die Entwicklungen seit 2010 auf und gilt als zuverlässiges Messinstrument für die Gleichstellung der Geschlechter in der Europäischen Union. Für die Europäische Union und für jeden einzelnen Mitgliedsstaat zeigt er sowohl erzielte Fortschritte als auch Rückschritte und jene Bereiche, in denen Verbesserungen erfolgen sollten, auf.

Die Erhebung erfolgt in den sechs Kernbereichen Arbeit, Geld, Wissen, Zeit (Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege) Macht und Gesundheit. Der im Dezember 2024 veröffentlichte Gleichstellungsindex 2024 bezieht sich dabei auf Daten, die größtenteils aus dem Jahr 2022 stammen.

Eine zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse zeigt, dass der Gleichstellungsindex für die Europäische Union insgesamt bei 71 von 100 Punkten liegt. Dies bedeutet eine Verbesserung um 0,8 Punkte im Vergleich zum Indexwert 2023 und einen Anstieg um insgesamt 7,9 Punkte seit 2010 (Gleichstellungsindex 2013).

“Die Gleichstellung der Geschlechter ist die Grundlage für ein stärkeres Europa. Der Index 2024 zeigt, dass Fortschritte möglich sind, aber wir werden sie nur mit mutigen, nachhaltigen Maßnahmen aufrechterhalten”, betonte EIGE-Direktorin Carlien Scheele anlässlich der Veröffentlichung des Gleichstellungsindex 2024.

Nachstehend möchte ich einige Ergebnisse aus dem Gleichstellungsindex 2024 für Österreich vorstellen. Österreich hat im Gleichstellungsindex 2024 einen Wert von 71,7 von 100 Punkten erreicht und liegt damit 0,7 Punkte über dem durchschnittlichen EU-Wert von 71 Punkten. Im Bereich Gesundheit schneidet Österreich am besten ab, dort werden 91 von 100 Punkten erzielt, im Teilbereich access (Zugang zu Gesundheitsdiensten) sogar 99,5. Dennoch war im Bereich des Gesundheitszustands und beim Zugang zu Gesundheitsdiensten ein leichter Rückschritt zu verzeichnen.

Verbesserungen zeigen sich in den Teilbereichen soziale Macht mit einem Zuwachs von 4,9 Punkten, und im Teilbereich Wirtschaftskraft mit einem Zuwachs von einem Punkt. Im Teilbereich der wirtschaftlichen Lage wurde jedoch eine negative Entwicklung und im Teilbereich Wirtschaftskraft noch immer erhebliches Verbesserungspotential festgestellt. Frauen sind zudem nach wie vor stärker von Armut bedroht als Männer.

Im Bereich der Beschäftigung ist in Österreich die geschlechtsspezifische Kluft nach wie vor groß, besonders bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau und bei Paaren mit Kindern.

Die Beteiligung am lebenslangen Lernen ist allerdings bei Frauen stärker gestiegen als bei Männern. Im Jahr 2022 war die Beteiligung von Frauen im Vergleich zu Männern in allen Gruppen (mit Ausnahme von Personen mit niedrigem Bildungsniveau) höher.

Bei unbezahlter Betreuungsarbeit (Betreuung von Kinder oder Enkelkindern, älteren Menschen oder Menschen mit Behinderungen) hat sich geschlechtsspezifische Gefälle zwischen Frauen und Männern verringert, was auf den Anstieg des Anteils der Männer mit Betreuungspflichten von 15 % auf 23 % zurückgeführt wird.

Im Bereich der Macht sind die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern immer noch am ausgeprägtesten; hier erreicht Österreich nur 57,1 von 100 Punkten. Gestiegen ist der Frauenanteil in den Leitungsorganen der größten börsennotierten Unternehmen, von 33 % im Jahr 2023 auf 35 % im Jahr 2024.

Dass Frauen im Vorstand der Österreichischen Nationalbank nicht vertreten sind, wird als eines der größten Ungleichgewichte zwischen den Geschlechtern in der EU in einem Entscheidungsgremium angemerkt. Ein Stillstand wird bei der Vertretung von Frauen in Entscheidungsgremien der Forschungsförderung, der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und des Sports festgestellt.

Grundsätzlich wird im Bericht festgehalten, dass Frauen in unverhältnismäßig hohem Maße von Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz betroffen sind und außerhalb des Arbeitsplatzes geschlechtsspezifische Gewalt in der Wissenschaft, der Politik und im Sport verbreitet sind und dadurch die Teilhabe und Gleichstellung von Frauen behindert wird.

Links:

EIGE: https://eige.europa.eu/

Der Gleichstellungsindex 2024 steht unter Publikationen in englischer Sprache kostenlos als Download zur Verfügung: https://eige.europa.eu/publications-resources/publications/gender-equality-index-2024-sustaining-momentum-fragile-path#eige-files

Auswertung für Österreich: https://eige.europa.eu/gender-equality-index/2024/AT (auch in deutscher Sprache)

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