Kunst und Design
Von Arts and Crafts zum Bauhaus
Die derzeitige Sonderausstellung des Möbelmuseums Wien “Von Arts and Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit!” ist der Diskussion in Europa über Kunst und Gestaltung in der modernen industriellen Welt seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Auflösung des Bauhauses 1933 gewidmet.
Ursprünglich als Beitrag des Bröhan-Museums, des Berliner Landesmuseums für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus zum 100. Gründungsjubiläum des Bauhauses konzipiert, zeigt die Ausstellung in 10 Stationen und anhand von 90 Einzelstücken – Möbel, Metallkunst, Keramik – die Entwicklung, die zur Entstehung des Bauhausstiles führte.
Mit der ersten Weltausstellung, die 1851 in London stattfand, begann eine Reform des Kunstgewerbes in Europa, in dessen Mittelpunkt die Diskussion über das Verhältnis zwischen Kunst, Gestaltung, Handwerk und industrieller Fertigung und die Entwicklung einer modernen Formensprache im Gegensatz zum Historismus und der Nachahmung früherer Stile stand.
Die Ausstellung zeigt, dass die Entwicklung von Kunsthandwerk und angewandter Kunst hin zu Design und industrieller Fertigung nicht nur von künstlerischen Überlegungen, sondern auch von sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen und Notwendigkeiten beeinflusst wurde.
Die sich entwickelnde Diskussion wird ausgehend von der englischen Arts and Crafts-Bewegung gezeigt. Deren wichtigste Vertreter waren William Morris und John Ruskin, die ein mittelalterliches Handwerksideal vertraten, die Einheit von Kunst von Natur und Mensch und Handwerk propagierten und mit dem Red House von William Morris das erste Gesamtkunstwerk (Architektur und Inneneinrichtung) schufen. Als weiterer Aspekt wird der von William Godwin mitgeprägte anglo-japanische Stil vorgestellt, der sich an den einfachen Formen japanischer Einrichtungsgegenstände orientiert und bereits eine moderne Formensprache vorwegnimmt.
Der Glasgow-Style in Schottland, dessen bedeutendste VertreterInnen Charles Rennie Macintosch, Margaret MacDonald und Charles Robert Ashbee waren, sah den Innenraum als selbständiges begeh- und bewohnbares Gesamtkunstwerk, das entsprechend zu gestalten war. Ihre Arbeiten wurden bei der VIII. Ausstellung der Wiener Sezession gezeigt und hatten einen großen Einfluss auf Wiener Moderne um 1900.
In Wien wurde 1903 die Wiener Werkstätte von Josef Hoffmann, Kolo Moser und Fritz Waerndorfer als Finanzier gegründet. In Zusammenarbeit von Künstlern und Handwerkern wurden schöne, qualitätvolle Gebrauchsgegenstände hergestellt, aber auch ganze Gebäude, wie das Sanatorium Purkersdorf bei Wien, das Cabaret Fledermaus in Wien, die Villa Stoclet in Brüssel) als Gesamtkunstwerke eingerichtet.
Der Deutsche Werkbund versuchte erstmals angewandte Kunst und Industrie zusammenzuführen. Grund dafür war, schöne, leistbare Dinge auch für die breite Masse herzustellen.
Einer der Pioniere des modernen Industriedesigns war der Architekt, Designer und Hochschullehrer Richard Riemerschmied aus München, der bereits Anfang des 20. Jahrhunderts sah, dass soziales Design nur durch industrielle Serienproduktion möglich war und die ersten selbst zusammenbaubaren Möbel entwarf.
Zur gleichen Zeit verfolgte die Gruppe De Stijl in Holland das Ziel, einen Stil der Moderne schaffen, der sich durch klare, einfache Formen und Schmucklosigkeit auszeichnete und alle Bereiche des Lebens umfassen sollte.
Außerhalb Großbritanniens war Henry van der Velde einer der bedeutendsten Vertreter der Art and Crafts-Bewegung. Dies ist insofern von Bedeutung, da er ab 1908 Leiter der Schule für angewandte Kunst in Weimar, der Vorgängerin des Bauhauses, war.
Während die ursprüngliche Idee des Bauhauses die Zusammenarbeit von Künstlern und Handwerkern war, begann Direktor Walter Gropius ab 1923 das Bauhaus auch in Richtung der industriellen Produktion zu öffnen. Ausdruck dafür war auch, dass ab der Übersiedlung nach Dessau das Bauhaus den Titel Hochschule für Gestaltung führte. Unter der Leitung von Hannes Meyer, 1928-1930 Direktor am Bauhaus, erfolgte die Trennung von Kunst und Gestaltung im Unterricht, wurde Design eine eigenständige Disziplin und durch funktionelle Entwürfe die Zusammenarbeit mit der Industrie gefördert.
Durch die Ausstellungsstücke wird die Geschichte der Entwicklung von angewandter Kunst hin zur industriellen Fertigung, die nicht nur eine Veränderung der Produktionsweise, sondern auch der Gesellschaft widerspiegelt, lebendig und begreifbar.
Die Ausstellung ist bis 9. Mai im Möbelmuseum Wien zu sehen!
Adresse: Möbelmuseum Wien, Andreasgasse 7, 1070 Wien http://moebelmuseumwien.at
aktuelle Öffnungszeiten: Donnerstag – Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr