EMILIE FLÖGE

EMILIE FLÖGE

Unternehmerin und Modeschöpferin

Emilie Flöge (1874-1952)
Foto: Kolo Moser

Sie war erfolgreiche Unternehmerin, Modeschöpferin, Leiterin des Salons Schwestern Flöge und eine für die Zeit um 1900 sehr emanzipierte Frau. Sie  war auch Klimts Lebensgefährtin. Trotzdem wird sie von den meist männlichen Kunsthistorikern oftmals nur als Muse Gustav Klimts dargestellt.

Emilie Flöge wurde in eine Handwerkerfamilie hineingeboren. Ihr Vater war Drechslermeister, der sich auf die Herstellung von Meerschaumpfeifen spezialisiert hatte. Von den insgesamt vier Kindern der Familie Flöge waren außer dem ältesten, Hermann, drei Töchter: Pauline, Helene und Emilie.  Für unverheiratete oder verwitwete Frauen aus dem Kleinbürgertum, zu denen auch die Schwestern Flöge gehörten, war es damals schwierig, sich den Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Für Mädchen gab es damals nur eine sechsjährige Volksschule.

Emilie setzte durch, dass sie im Anschluss daran – wie schon ihre Schwestern Pauline und Helene – den Beruf der Kleidermacherin erlernen durfte. Danach arbeitete sie in der von Pauline und Helene betriebenen Schneiderwerkstatt. Die älteste Schwester, Pauline,  eröffnete 1894 auch eine private Lehranstalt für Kleidermacher. Ein Großauftrag für die Arbeitskleidung der Teilnehmerinnen einer Kochausstellung brachte ihnen das notwendige Startkapital für einen eigenen Modesalon.

Und wie kommt nun Gustav Klimt ins Spiel? Emilie Flöge und Gustav Klimt lernten sich um 1890 kennen, als sich sein Bruder Ernst mit Helenes Schwester Helene verlobte und sie 1891 heiratete.  Als Ernst 1892 starb übernahm Gustav Klimt die Vormundschaft für dessen Tochter Helene und die Unterstützung seiner Witwe. Bereits 1893 malte Klimt ein erstes Porträt von Emilie, ein weiteres im Jahr 1902. Klimt ermöglichte Emilie einen unmittelbaren Zugang zu den aktuellen Entwicklungen der Kunst, zur Wiener Werkstätte und ihren Repräsentanten und KundInnen. Die Partnerschaft zwischen Klimt und Emilie Flöge dauerte bis zu Klimts Tod im Jahr 1918.

Im Jahr 1904 war es soweit: Die Schwestern Flöge eröffneten ihren eigenen Modesalon im Haus Mariahilfer Straße 1 b  als “offene Handelsgesellschaft”. Dies war der Beginn einer 34 Jahre dauernden Erfolgsgeschichte.

Geschäftsschild

Der Salon Schwestern Flöge steht nicht nur für einen eigenständigen  Modestil, sondern ganz wesentlich auch für Innovationen im Geschäftsauftritt: Mit der Einrichtung der Salons wurde die 1903 gegründete Wiener Werkstätte, Kolo Moser und Josef Hoffmann, beauftragt, die diese ganz im Jugendstil ausführten. Zudem wurde eine Corporate Identity geschaffen, in dem vom Ladenschild, über die Drucksachen, Briefpapier, Rechnungen bis hin zu den Stoffetiketten für die Kleider der Auftritt des Salons einheitlich gestaltet wurde. Das Signet des Unternehmens entwarf Gustav Klimt. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Öffentlichkeitsarbeit durch die Veröffentlichung von Fotografien von Kreationen aus dem Salon in Kunstzeitschriften in Österreich und Deutschland.

Emilie Flöge war der kreative Kopf und hatte die Leitung des Salons über. Sie fuhr zwei mal jährlich zu den Modeschauen nach Paris, um sich über die neuesten Trends zu informieren und Stoffe einzukaufen. In ihrem Salon wurden sowohl Reformkleidung, die von Emilie Flöge propagiert wurde, als auch an der Pariser Mode orientierte modische Kleidung hergestellt. Vor dem 1. Weltkrieg beschäftigte der Salon bis zu 80 Näherinnen und 3 Zuschneiderinnen.

Die Wirtschaftskrise der 30er Jahre und der aufkommende Nationalsozialismus hatten auch Auswirkungen auf das Unternehmen. Da die meisten Kundinnen des Salons aus dem jüdischen Großbürgertum kamen, die spätestens 1938 aus dem Land vertrieben wurden, bedeutete dies auch das Ende des Salons. Ihre Schwester Helene war bereits 1936 verstorben; den Modesalon hat sie mit ihrer Nichte Helene weitergeführt. Im Jahr 1938 war Emilie 64 Jahre alt und traf die Entscheidung, den Salon zu schließen; mit 10. Jänner 1939 legte sie das Gewerbe zurück.

Während des 2. Weltkrieges wohnten Emilie Flöge und ihre Nichte am Attersee, der auch nach ihrer Rückkehr nach Wien im Jahr 1946 bis zu ihrem Tod 1952 ein wichtiger Aufenthaltsort blieb.

Literatur:

Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.), Gustav Klimt. Emilie Flöge. Reform der Mode. Inspiration der Kunst. Wien 2016

Margret Greiner, Auf Freiheit zugeschnitten. Emilie Flöge. Modeschöpferin und Gefährtin Gustav Klimts. Wien 2016

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