Bessere Zeiten?
Biedermeier-Malerei im Oberen Belvedere
Mit der Ausstellung “Bessere Zeiten? Waldmüller und das Wiener Biedermeier” präsentiert das Obere Belvedere eine der zentralen kunstgeschichtlichen Epochen des 19. Jahrhunderts in Österreich. Der Bestand der Österreichischen Galerie im Belvedere an Werken aus dem Biedermeier gehört zu den bedeutendsten Sammlungen weltweit. Diese Sammlung bildet die Grundlage für die große Sonderausstellung mit Werken aus dieser Zeit.
Als Biedermeier wird der Zeitraum vom Beginn des Wiener Kongresses 1815, der nach den napoleonischen Kriegen zu einer Neuordnung Europas führte, bis zur Februarrevolution in 1848 bezeichnet. In einem früheren Beitrag zum Biedermeier habe ich die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die diese Zeit prägten, bereits zusammengefasst dargestellt: https://www.diequerdenkerin.at/biedermeier/ .
Wesentlich für die Kunstgeschichte ist, dass in dieser Zeit das als gesellschaftliche Kraft erstarkende Bürgertum zwar durch die zunehmenden politischen Repressionen zum Rückzug ins Private gezwungen war, allerdings im Bereich der Kunst und Kultur tonangebend wurde. Damit fanden auch die bürgerlichen Werte wie Familie, die Entdeckung der weiteren und fernen Heimat, die Verklärung des Landlebens Eingang in die Kunst und die von ihr gewählten Bildinhalte. Armut, soziale Probleme und die harten Lebensbedingungen dieser Zeit wurden im Biedermeier in Form von Genrebildern, also Bildern, die das alltägliche Leben dieser Zeit wiedergeben, dargestellt.
Der Kurator, Rolf H. Johannsen, erklärte dazu: “Keine andere Epoche wird bis heute so sehr mit ‘heiler Welt’ gleichgesetzt wie das Biedermeier. Die Bilder scheinen vor glücklichen Kindern, ‘trauten Heimen’ und zufriedenem Leben auf dem Lande nur so zu strotzen. Doch gab es auch Schattenseiten, und die Maler und Malerinnen zeigten diese auch. Nur schlugen sie dabei leise Töne an, verwiesen auf Missstände, forderten die Betrachtenden zum Mitfühlen auf, klagten jedoch nie direkt an. Sozialer Protest im heutigen Sinne war ihre Sache nicht.”
Die von Kurator Rolf H. Johannsen gestaltete Ausstellung, die das große Themenspektrum dieser Zeit – Porträts, Landschaften, Familie, Genredarstellungen (Darstellungen aus dem alltäglichen Leben), Historienbilder, Blumen- und Landschaftsbilder, zeigt, ist in sieben Themenschwerpunkte gegliedert. Die Titel der Ausstellungsteile, wie “Heimat, süße Heimat”, “Mehr Schein als Sein”, “Trautes Heim, Glück allein”, “Wo Licht, da auch Schatten”, “Rosen, Tulpen, Nelken, alles Blumen welken” offenbaren die kritische Sicht auf die dargestellte Idylle .
Die Ausstellung ist bis 27. Februar 2022 im Oberen Belvedere in Wien zu sehen!
Adresse: Oberes Belvedere Wien, Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien https://www.belvedere.at/
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr; Juli und August: täglich 10:00-18:00 Uhr
Links zu Erläuterungen einzelner Bilder der Ausstellung:
Peter Fendi, Mädchen vor dem Lotteriegewölbe: https://www.youtube.com/watch?v=ep2u4Z1OGmE&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=114 (5:10 min)
Ferdinand Georg Waldmüller Waldmüller, Der Abschied der Patin: Curator’s Favourite #2: Ferdinand Georg Waldmüller – Der Abschied der Patin – YouTube (4:20 min)
Josef Danhauser, Mutterliebe: https://www.youtube.com/watch?v=FklmtyIo-9g&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=17 (4:40 Minuten)
Friedrich von Amerling, Marie Freiin Vesque von Püttlingen: https://www.youtube.com/watch?v=sx5eFNK-2QI&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=51 (6:15 min)
Ferdinand Georg Waldmüller, Am Fronleichnamsmorgen: https://www.youtube.com/watch?v=KmEO1IVSQGQ&list=PLdBMjT6e-IFnHF6hnDlJklNygKP6tRx_u&index=113 (5:20min)