Andy Warhol

Andy Warhol

Pop Art: Anfänge und Entwicklungen

Andy Warhol (1928-1987) ist heute als wesentlicher Vertreter der Pop Art weltbekannt, seine bekanntesten Werke – wie die Porträts von Marylin Monroe oder Elizabeth Taylor oder seine Blumenbilder, die auch den Aufgang und den Eingang zur Ausstellung in Wien schmücken – wurden millionenfach reproduziert. Gleichzeitig verstellen diese Bilder den Blick auf den vielfältigen und richtungsweisenden Künstler.

Warhol wurde 1928 in Pittsburgh, im US-Bundesstaat Pennsylvania, damals der wichtigste Standort der Stahlindustrie in Amerika, als Kind von slowakischer Immigranten geboren. Sein Talent wurde früh durch seine Mutter gefördert; nach der Abschluss der Schule besuchte der das Carnegie Institute of Technology, wo er Gebrauchsgrafik studierte und sein Studium in Malerei und Design abschloss. Sofort nach Beendigung des Studiums ging er nach New York, wo er aufgrund seines Talents und seines unglaublichen Gefühls für Farben sehr bald als Designer und Illustrator für so bekannte Modemagazine wie Modemagazine Vogue, Harper´s Bazaar, Glamour und Vanity Fair Karriere machte. In dieser Zeit entwarf er als Gebrauchsgrafiker auch Bucheinbände, Schallplattenhüllen und Kaufhausdekorationen.

Andy Warhol Self-Portrait, 1958 Polaroid™
Licenced by Bildrecht Wien, 2020

Sein Ziel war von Beginn an die Weiterentwicklung zum Künstler. In den 1950er Jahren war er in erster Linie Zeichner, der tausende von Zeichnungen anfertigte, besonders auch Zeichnungen nach Modellen. Bereits früh begann er, bestimmte Themen aufzugreifen, die er vielfach variierte.

Er war einer der Künstler, deren Kunst das “Wirtschaftswunder” widerspiegelte und gleichzeitig kritisch kommentierte. Die Pop Art, die in den 1950er Jahren entstand, ist als bewusste Abkehr von der zu dieser Zeit dominanten Kunstform des abstrakten Expressionismus zu sehen, für dessen Vertreter/innen wie Jackson Pollock, Lee Krasner, Willem de Kooning, Helen Frankenthaler, Joan Mitchell und Mark Rothko vor allem der Ausdruck von Emotionen im Mittelpunkt stand. Demgegenüber stand die Pop Art, die ihre Motive in der Werbung und im Alltag fand und in realistischer Malweise, oft übergroß, mit hohem Wiedererkennungswert wiedergab.

Warhol untersuchte als Werbegrafiker die Macht von Marken und Marketing, setzte sich intensiv damit auseinander, was Bilder vermitteln, beschäftigte sich mit der Konsumgesellschaft und dem dieser zugrundeliegenden Wirtschaftssystem. Warhol war ein sehr genauer Beobachter seiner Zeit, der sie mit seinem Werk erfasst und schonungslos interpretiert hat.

Er war Zeichner, Maler, Grafiker, Fotograf, Bildhauer, machte Film- und Tonaufnahmen, Peformances (Aufführungen), publizierte ein Magazin, war Produzent einer Band (Velvet Unterground), entwarf Mode und machte rund 60 Filme. Erst nach 1968, nach einem Schussattentat auf ihn, das er nur knapp überlebte, wurde er zum “Hofmaler” der Reichen und Schönen und begann seine Kunst zunehmend als Geschäft zu vermarkten.

Besonders zukunftsweisend war seine Beschäftigung mit den damals neuen Medien; er war einer der ersten, der Film als künstlerisches Medium nutzte, mit diesem Medium experimentierte und den “Split Screen”, der mehrere Erzählstränge gleichzeitig ermöglicht, einsetzte. Er entwarf Gegenmodelle zu den damals (und oft bis heute) üblichen Ausstellungsgestaltungen und Präsentationen in Museen und war auch damit für die Kunstwelt richtungsweisend: Er gestaltete Installationen, setzte gezielt Inszenierungen und Performances ein, veranstaltete Multimediaaufführungen mit unterschiedlichen Filmsequenzen, Musik und Lichtshow. Die für die künftige Entwicklung in diesem Bereich zukunftsweisende Multimediaaufführung “Exloding Plastic Inevitable” aus dem Jahr 1966/67 wurde für die Ausstellung im mumok nachgebaut.

Warhols steiler Erfolg begann 1962 mit Bildern von Produkten der Konsumindustrie (Coca-Cola Flaschen und Campbells Suppendosen) und Porträts berühmter Persönlichkeiten: “Die Motive erfüllten die Bedürfnisse einer Sammler/innenschaft, die sich mit diesen Produkten der amerikanischen Medien- und Alltagskultur identifizieren konnte. Mit Witz und Ironie wurde die Kunst zur Ware deklariert und damit den Gesetzen des Marktes unterworfen. Warhols nächster Schachzug war die kommerzielle Verweigerung. Dass es sich dabei um ein Scheingefecht handelte war Warhol klar: Der Markt kann auch die Verweigerung zu Geld machen.” (mumok)

Die Ausstellung im mumok “Andy Warhol Exhibits a glittering alternative” ist dem in der Öffentlichkeit wenig bekannten Frühwerk von Andy Warhol gewidmet. Warhol selbst hatte die Ausstellung seines bis 1962 entstandenen und in Ausstellungen präsentierten Frühwerks untersagt – auch dies war Teil seiner bewussten Steuerung der Wahrnehmung seines Werks und seiner Person in der Öffentlichkeit bzw. der von ihm selbst geschaffenen und inszenierten Marke “Warhol”.

Andy Warhol The Autobiography of Alice B. Shoe, ca 1951
The Andy Warhol Museum, Pittsburgh;
Schenkung / Gift of George Klauber 1998.2.14.8 /
Licenced by Bildrecht Wien, 2020

Die ausgestellten Werke zeigen die Entwicklung einer spezifischen Motivsprache, besonders im Hinblick auf die serielle Gestaltung von Motiven, wie beispielsweise “A Ladies Alphabet” – eine Darstellung von weiblichen Posen, oder von Schuhen. Seine Beschäftigung mit Homosexualität und sein Interesse am Rollentausch und der Inszenierung von Geschlecht in der Drag-Kultur, werden durch Drucke und Zeichnungen gezeigt. Im zweiten Teil der Ausstellung wird der Installations- und Multimediakünstler Warhol vorgestellt (wobei die Sitzgelegenheiten vor allem jüngere Menschen zum verweilen und betrachten der Filme einladen).

Dem Ausstellungskurator Warhol ist eine weitere Ausstellung mit dem Titel “Defrosting the Ice Box” gewidmet. Dieser Titel bezieht sich auf eine von Warhol 1969/70 in den USA gestaltete Ausstellung, die eines der frühesten Beispiele einer von einem Künstler kuratierten Ausstellung ist. In Wien wurde versucht, dieses Konzept aufzunehmen und nachzubauen – wobei sich heute allerdings die für die damalige Zeit revolutionär andere Herangehensweise bei der Ausstellungsgestaltung nur mehr für Kunsthistoriker/innen erschließt.

Zu den Ausstellungen gibt es jeweils eine Kurzeinführung der Auststellungskuratorin, Marianne Dobner (die Links finden sie unten).

Andy Warhol Cow Wallpaper [Pink on Yellow], 1966,
Reprint 1994 Siebdruck auf Tapete
© The Andy Warhol Museum, Pittsburgh IA1994.7/
Licensed by Bildrecht Wien, 2020

Die Ausstellung wird bis 30. Mai 2021 im Museum moderner Kunst in Wien gezeigt.

Adresse: Museum moderner Kunst, , Stiftung Ludwig Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10:00 -18:00 Uhr

Museum moderner Kunst, Wien: http://www.mumok.at

Eingang mumok/Elisabeth Kolbry

Links:

Einführung in die Ausstellung durch die Kuratorin: https://www.youtube.com/watch?v=4rM8gwvlYVQ (2 min) und https://www.youtube.com/watch?v=3AXGDlGZv3U&feature=emb_rel_end (2,5 min)

BBC-Dokumentation: A Day in the Life of Andy Warhol (in engl. Srache) https://www.youtube.com/watch?v=TWjEsr6KJWI

Andy Warhol Documentary Film (in engl. Sprache)

Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=UQXpqQO4vaE

Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=r47Nk4o08pI

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