Beethoven

Beethoven

Baden bei Wien war schon Ende des 18. Jahrhunderts ein bekannter Kurort und eine beliebte Sommerfrische. Wesentlich dazu beigetragen hat der Umstand, dass Baden seit 1796 Sommerresidenz von Kaiser Franz II (I.) war. Mit dem Kaiser kam nicht nur der Hofstaat, sondern auch der Hochadel und wohlhabende Bürger in diese rund 35 km südlich von Wien gelegene Stadt. Baden war einerseits geprägt durch eine Altstadt mit neuen Palais, Theatern und Kaffeehäusern, die Schwefelquellen und durch eine ländliche Umgebung, die zu Spaziergängen und Ausflügen einlud.

Während man heute mit dem Zug kaum eine halbe Stunde von Wien nach Baden benötigt, dauerte die Fahrt im Jahr 1800 noch rund 30 Stunden! Die Reise musste zwei Tage vorher angemeldet werden. Die sog. Gesellschaftswagen oder Postkutschen fuhren vom Stadtzentrum oder der Vorstadt Wieden (heute der 4. Wiener Gemeindebezirk) ab und über den Wienerberg nach Wiener Neudorf , wo die Pferde gewechselt wurden, danach weiter nach Baden. Dort gab es zwar nur wenige Gasthöfe und Hotels, aber die Badner Bürger hatten das sog. “Auskochrecht”, d.h. sie durften ohne Lizenz und steuerfrei Leute beherbergen und verköstigen.

Ludwig van Beethoven (1770-1827) war zwischen 1803 und 1825 17 Mal in Baden. 1770 in Bonn geboren, kam er 1792 nach Wien. Bereits seit seiner Kindheit hatte er körperliche Beschwerden. 1795, ein Jahr nachdem er seine Ausbildung zum Komponisten abgeschlossen hatte, hatte sich seine Hörschwäche bemerkbar, die sich ab 1801 zunehmend verschlimmerte. 1795 vermerkte er in seinem Tagebuch: ” Auch bei allen Schwächen des Körpers soll doch mein Geist herrschen”. Dem Rat seines Arztes folgend suchte er Baden wegen der Schwefelquellen auf, da er sich von den Heilbädern eine Besserung seines Leidens erhoffte.

In dem Haus, in dem heute das Beethovenmuseum untergebracht ist, war er in den Jahren 1821, 1822 und 1823 zu Gast. Damals hieß das Haus “Beym Kupferschläger”. Beethoven bewohnte dort eine kleine Wohnung mit Vorzimmer, einer (fensterlosen) Schlafkammer und einem Wohnzimmer. Zudem konnte er den Balkon zum Garten mitbenutzen. Diese Räume sind heute noch zu besichtigen. Besonders bemerkenswert ist, dass bei Renovierungsarbeiten 2014 die zeitgenössischen Wand- und Deckenmalereien im Wohnzimmer entdeckt und wiederhergestellt wurden.

Im Museum erfährt man auch, warum der Aufenthalt im Jahr 1823 in diesem Haus fast nicht zustande gekommen wäre. Denn Beethoven hatte im Vorjahr die Fensterläden für seine Notizen benutzt und musste erst den Einbau neuer Fensterläden bezahlen, bevor er wieder in diesem Haus aufgenommen wurde. Aus einem Brief an seinen Bruder aus dem Jahr 1822 erfahren wir über seine Reisevorbereitungen, wenn er schreibt: “Ehe ich nach Baden gehe, brauche ich Kleidungen, weil ich wirklich gar ärmlich dran bin, selbst auch an Hemden…”

Für Beethoven waren die Aufenthalte in Baden nicht nur durch Heilbäder geprägt, sondern auch durch lange Wanderungen in die Umgebung und ein geselliges Leben. Um 1820 war er bereits ein sehr angesehener Komponist, der in Baden sowohl seine Mäzene als auch Freude aus dem Bürgertum, die ebenfalls den Sommer in Baden verbrachten, traf. Gleichzeitig arbeitete er bei seinen Aufenthalten auch an größeren und kleineren musikalischen Werken. So hat er im Jahr 1823 in Baden intensiv an der 9. Symphonie gearbeitet.

Besonders interessant ist das im Tiefparterre des Hauses untergebrachte Hörlabor, in dem man an Beispiele wie Sprache, Musik, Gesang, Glocken und Applaus nachvollziehen kann, was die abnehmende Hörfähigkeit konkret bedeutet hat.

Das sehr interessant gestaltete Museum Beethovenhaus bietet die Möglichkeit, Neues über den großen Komponisten zu erfahren und ihn von einer weniger bekannten Seite kennenzulernen.

Beethovenhaus Baden:

Adresse: Rathausgasse 10, 2500 Baden bei Wien

Das Museum ist barrierefrei (Aufzug) zugänglich!

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und Feiertage 10.00 – 18 Uhr

Kombiticket Beethovenhaus und Ausstellung Mythos Ludwig van erhältlich!

Link: http://www.beethovenhaus-baden.at

Anfahrt: mit dem Zug bis Bahnhof Baden oder mit der Badner Bahn (ab Wien – Oper nach Baden) http://www.oebb.at

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