Die Farben Sloweniens
Slowenische Malerei 1848-1918
Mit der Ausstellung “Die Welt der Farben. Slowenische Malerei 1848 bis 1918” blickt das Belvedere wieder über die Grenzen des heutigen Österreich hinaus und verweist auf Verbindungen, die zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie bestanden.
Bereits seit dem späten Mittelalter war Slowenien Teil der Habsburgermonarchie. Damit gab es über Jahrhunderte enge politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Verflechtungen. Die Ausstellung im Belvedere fokussiert auf die Malerei in Slowenien, ihre Entwicklung vom Biedermeier und dem Revolutionsjahr 1848 bis zum Zerfall des österreichisch-ungarischen Monarchie 1918.
Der in Kooperation mit der Nationalgalerie Sloweniens gestalteten Ausstellung gelingt es, anhand von Werken slowenischer KünstlerInnen die Entwicklung im Bereich der Malerei über rund sieben Jahrzehnte nachvollziehbar und die Verbindungen der KünstlerInnen nach Wien, Paris und München deutlich zu machen.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Werke slowenischer LandschaftsmalerInnen, noch stark von der Ausbildung im deutschsprachigen Österreich geprägt, die idealisierte Darstellung von Landschaften oder Personen zum Gegenstand. Dies änderte sich ab der Mitte des 19.Jahrhunderts, als die soziale Wirklichkeit der Menschen verstärkt in den Mittelpunkt ihres Interesses rückte.
Ein weiterer Aspekt, der in der Ausstellung ausdrücklich hervorgehoben wird, ist der Einfluss der Kunsterziehung in der Donaumonarchie im späten 19. Jahrhundert, die das systematische Erfassen und Zeichnen von Formen, Mustern und Figuren zum Inhalt hatte, auf die späteren KünstlerInnen. Deren Bildkompositionen “folgen strengen formalen Prinzipien bei gleichzeitig intensiver Farbigkeit”. Die intensive Beschäftigung mit der dekorativen Wirkung, der Symbolik, Ausdruckskraft und technischen Anwendung von Farbe war ein Charakteristikum der slowenischen Malerei dieser Zeit.

Foto: Nationalgalerie Sloweniens
Die Zeit ab 1880 war durch einen regen internationalen Austausch geprägt. Einige MalerInnen gingen damals für einige Zeit nach Paris, wo sie die aktuellen Kunstströmungen kennenlernten. Andere besuchten in einem weiteren Kunstzentrum, in München, die Malschule von Anton Ažbe, der die künstlerische Avantgarde dieser Zeit unterrichtete, darunter auch Wassily Kandinsky.
Weitere wichtige Anregungen bot die 1897 gegründete Wiener Secession mit ihren internationalen Kunstausstellungen, wobei besonders die große Impressionismusausstellung 1903 zu nennen ist. Slowenische MalerInnen hatten dadurch die Möglichkeit, neue Kunstrichtungen kennenzulernen, aufzugreifen und ihren eigenen Stil zu entwickeln. Um die Jahrhundertwende etablierte sich die Gruppe der slowenischen ImpressionistInnen und prägte mit ihrem Stil die slowenische Kunst bis weit über das Jahr 1918 hinaus.

Privatbesitz © Nationalgalerie Sloweniens, Ljubljana
Bereits seit 1854 war durch Fertigstellung der Südbahnstrecke zwischen Wien und Ljubljana eine verkehrstechnische Anbindung an Wien gegeben. Slowenische KünstlerInnen kamen nicht nur zum Studium nach Wien, sondern auch weil es sich um die Jahrhundertwende als Kunstmetropole etablierte.
Außerdem fanden sie hier ein Netzwerk von Kollegen und Freunden, Verkaufs- und Ausstellungsmöglichkeiten. Ein Beispiel ist die große Schau von slowenischen KünstlerInnen in der renommierten Wiener Galerie Miethke im Jahr 1904.
“Wien nahm beim Erkennen der Qualität und Originalität der modernen slowenischen Malerei eine Schlüsselposition ein”, betont Barbara Jaki, die Direktorin der Nationalgalerie Sloweniens. Gleichzeitig leisteten die KünstlerInnen mit der modernen slowenischen Kunst in einer Zeit des aufkommenden Nationalismus auch einen Beitrag zur nationalen Sichtbarkeit Sloweniens im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn.

© Galerija Novak (Ljubljana, Dubrovnik)
Über die Direktion des Belvedere wurden ab dem Jahr 1910 die Ankäufe von Werken slowenischer KünstlerInnen für die staatlichen Sammlungen, ihre Teilnahmen an internationale Großausstellungen und Subventionen abgewickelt.
Der Zerfall der Monarchie bedeutete auch im Bereich der Kunst eine Aufteilung der gesammelten Kunstwerke. Die in Slowenien befindlichen Werke wurden durch den neu gegründeten jugoslawische Staat einbehalten, die übrigen Werke gingen im Jahr 1922 und im Rahmen eines Verkaufsabkommens an die Nationalgalerie Sloweniens.
Die damals bestehenden Zusammenhänge wieder in Erinnerung zu rufen, macht die weit über die kunsthistorische Bedeutung hinausgehende Relevanz der Ausstellung über die slowenische Malerei aus.

© Moderna galerija, Ljubljana
Die Ausstellung ist noch bis 25. Mai 2025 im Unteren Belvedere zu sehen!
Adresse: Unteres Belvedere, Rennweg 6, 1030 Wienhttps://www.belvedere.at/besuch/unteres-belvedere
Öffnungszeiten: täglich 10:00-18:00 Uhr
Katalog: Die Welt der Farben. Slowenische Malerei 1848-1918. Hg. Stella Rollig, Markus Fellinger, Barbara Jaki. Verlag der Buchhandlung Walter und Franz König, Köln 2025.
Link: Die Welt in Farben. Slowenischer Impressionismus 1848-1918 – Ivana Kobilca (1:03 min) https://www.youtube.com/watch?v=ALEsTOa0Knw