Elfriede Mejchar

Elfriede Mejchar

Eine richtungsweisende Fotokünstlerin

Elfriede Mejchar (1924-2020) war eine richtungsweisende Fotokünstlerin, die die Fotografie in Österreich ab dem Ende der 1940er-Jahre erneuert und dann mehr als 60 Jahre wesentlich geprägt hat. Das umfangreiche Werk, das sie hinterlassen hat, wird derzeit in einer Ausstellungskooperation zwischen dem Wien Museum, der Landesgalerie Niederösterreich und dem Museum der Moderne Salzburg erstmals gleichzeitig an drei Orten präsentiert.

Plakat, Ausstellung Im Alleingang. Die Fotografin Elfriede Mejchar. Wien Museum 2024

Elfriede Mejchar wurde 1924 in Wien geboren. Von 1941 bis 1944 machte sie eine Ausbildung zur Fotografin in Nordenham in Deutschland und war danach von 1944 bis 1945 in Wien im Rahmen der Luftschutzmaßnahmen beim Institut für Denkmalpflege tätig. Nach Kriegsende arbeitete sie von 1945 bis 1947 als Fotografin in Nordenham bis sie 1947 als Fotografin beim Bundesdenkmalamt in Wien angestellt wurde, wo sie bis zu ihrer Pensionierung 1984 blieb.

Während sie als Fotografin beruflich die genauen Vorgaben der Kunstdokumentation befolgen musste, um ihrer Aufgabe der Dokumentation von Gebäuden und Kunstwerken für das Bundesdenkmalamt in ganz Österreich nachkommen zu können, begann sie neben ihrer Berufstätigkeit bereits ab den 1950er-Jahren mit freien, sehr eigenständigen, künstlerische Arbeiten, die sie erst im Jahr 1976 in einer Einzelausstellung im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien präsentiert hat. Ab 1984 bis zu ihrem Tod im Jahr 2020 war sie als freischaffende Künstlerin tätig.

Elfriede Mejchar, Licht und Schatten, 1950–1960, Wien Museum © Bildrecht, Wien 2023

Das Wien Museum zeigt in der Ausstellung “Im Alleingang. Die Fotografin Elfriede Mejchar” im musa Werke ab den 1950er Jahren und gibt einen guten Einblick in das Werk Elfriede Mejchars, über ihre Stadt- und Architekturfotografie, Aufnahmen von Menschen in der Stadt, Pflanzen- und Blumenstilleben und den Werkkomplex Collagen und Montagen.

Einen Schwerpunkt ihres Werkes bilden Aufnahmen aus Randgebieten im Südosten von Wien. Besonders interessiert haben sie dabei die Entwicklung dieser Randzonen zwischen Stadt und Land, deren Veränderung sie mit dem Blick einer Fotografin dokumentierte. Es sind keine Postkartenbilder, sondern Zeugnisse des Wandels von Stadtbezirken nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1990er Jahre. Aufnahmen von alten Gebäuden, verlassenen Fabriken, Gärtnereien, Straßen, Landschaften, die für sich selbst sprechen. „Meine Arbeit begann erst dann, wenn die Menschen weg waren“, sagte Elfriede Mejchar dazu.

Während sie in den ersten Jahrzehnten ihrer Laufbahn Schwarz-Weiß-Aufnahmen machte, da auch nach dem Aufkommen von Farbfotos Farbaufnahmen vorerst zu teuer waren, begann sie ab dem Ende der 1970er Jahre Farbfotos anzufertigen und die Farbe als ästhetisches Element einzusetzen.

Ein wichtiges Merkmal ihres Werkes ist, dass sie nicht nur Einzelfotos, sondern viele Serien anfertigte, vor allem von Gebäuden und Straßen. Damit konnte sie unterschiedliche Facetten eines Themas sowohl zeitlich nebeneinander als auch nacheinander erfassen und aus verschiedenen Blickwinkeln zeigen. Das Besondere an diesem Zugang ist, dass sie mit diesem künstlerisch-konzeptuellen Zugang einen neuen Weg in der dokumentarischen Fotografie in Österreich gegangen ist.

Elfriede Mejchar, Wienerberger Ziegelöfen und Wohnanlagen, 1979–1981, Wien Museum © Bildrecht, Wien 2023

In ihren Pflanzenstudien, die sich durch eine intensive Farbigkeit und die Darstellung von Blumen als Skulpturen auszeichnen, zeigt sie überraschende Details und als Symbol der Vergänglichkeit die Übergänge zwischen Blühen und Verwelken von Blumen.

Nach Beendigung ihrer fast vierzigjährigen Tätigkeit für das Bundesdenkmalamt hat Elfriede Mejchar ab 1984 verstärkt im Atelier gearbeitet und in dieser Zeit ihre Collagen und Montagen entwickelt und umgesetzt. Dabei setzte sie sich “in ironisch-bissigen und oft bizarren Objektkombinationen” häufig mit Geschlechterbildern auseinander und zerlegte und kritisierte mit Esprit und Humor in ihren Collagen die vorgefertigten Schönheitsideale der Modeindustrie (Ausstellungstext): „Ich mag es bunt und verrückt.“ Elfriede Mejchar

Elfriede Mejchar, Eine Kostümierung der geliehenen Identität, 1988–1991, Wien Museum © Bildrecht, Wien 2023

Elfriede Mejchars Werk wurde erst spät von der Öffentlichkeit gewürdigt: 2002 erhielt sie den Würdigungspreis für künstlerische Fotografie des Bundeskanzleramtes, 2004 den Würdigungspreis für künstlerische Fotografie des Landes Niederösterreich und den Preis der Stadt Wien für bildende Kunst.

Heute ist als herausragende Fotokünstlerin anerkannt und gilt als eine der wichtigsten Vertreter:innen der österreichischen und internationalen Fotoszene.

Katalog: Im Rahmen der Museumskooperation ist zu den Ausstellungen die erste Standardpublikation zum Werk von Elfriede Mejchar erschienen: Elfriede Mejchar. Grenzgängerin der Fotografie. Hg. Anton Holzer, Harald Krejci, Frauke Kreutler, Edgar Lissel, Gerda Ridler, Alexandra Schantl, Kerstin Stremmel. Hirmer-Verlag, München 2024

Die Ausstellung im Wien Museum-musa ist noch bis 1. September 2024 zu sehen!

Adresse: musa, Felderstraße 6-8, 1010 Wien (beim Rathaus) https://www.wienmuseum.at/musa

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr

Ausstellungen in Krems und Salzburg:

Landesgalerie Niederösterreich: Elfriede Mejchar. Grenzgängerin der Fotografie. Adresse: Museumsplatz 1, 3500 Krems/Donau. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr. Bis 16. Februar 2025 https://www.lgnoe.at/de/home

Museum der Moderne Salzburg/Rupertinum: Poesie des Alltäglichen. Fotografien von Elfriede Mejchar. Adresse: Rupertinum, Wiener-Philharmoniker-Gasse 9, 5020 Salzburg Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr. Während der Sommerfestspiele auch am Montag geöffnet. Bis 24. September 2024 https://www.museumdermoderne.at/

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