Fortschritt?
Auf uns kommt es an!
Wie die Geschichte zeigt, hat es bei wesentlichen Entwicklungsschritten der Menschheit wie der Schrift und des Buchdrucks nie eine Rückkehr zum vorherigen Zustand gegeben. Im Gegenteil, immer war eine Verbreitung und Weiterentwicklung die Folge. Dies ist und wird weiterhin auch bei den digitalen Medien der Fall sein. Aufhalten oder rückgängig machen können wir die Entwicklung im Bereich der digitalen Medien nicht. Für die Nutzung der digitalen Medien gilt jedoch wie für die Schrift und den Buchdruck, dass es immer darauf ankommt, was wir damit machen, wie wir diese Möglichkeiten nutzen.
Das hat auch der Lechner Edi erkennen müssen. Der Lechner Edi ist die Hauptfigur in dem im Jahr 1936 erstmals aufgeführten Theaterstück “Der Lechner Edi schaut ins Paradies” des großen österreichischen Autors Jura Soyfer, der in der Zwischenkriegszeit in Wien gewirkt hat und 1939 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Buchenwald ermordet wurde.
Der Lechner Edi ist arbeitslos geworden. Er hat, wie viele seiner Kollegen auch, seine Arbeit verloren, weil er durch eine Maschine ersetzt wurde. Aber der Lechner Edi gibt so schnell nicht auf und überlegt sich, wie er diese Entwicklung rückgängig machen könnte. Das bringt ihn auf Idee, sich mittels einer Zeitmaschine auf den Weg zu jenen Personen in der Geschichte zu machen, die augenscheinlich durch ihre Erfindungen sein Unglück verschuldet haben.
Zuerst besucht er Galvani, um ihm die Erfindung der Elektrizität auszureden. Dann kommt er zu Galilei, um ihm auszureden, dass sich die Erde dreht, dann zu Christoph Columbus, damit er den Horizont nicht erweitert, in dem er Amerika entdeckt. Als nächstes versucht er, bei Johannes Gutenberg die Erfindung des Buchdrucks zu verhindern. Sein Weg führt ihn noch weiter zurück in die Geschichte, zu Archimedes, dem Vater aller Erfinder, um seine Entdeckung des archimedischen Prinzips und seinen Ausruf “Heureka!” – ich habe es gefunden – zu unterbinden, ja sogar zu Orpheus kommt er, um ihn an der Erfindung der Musik zu hindern.
Schlussendlich steht er vor dem Paradies und versucht mittels Gesuch zu erreichen, die Erschaffung des Menschen zu verhindern. Er muss jedoch erfahren, dass der Mensch soeben geschaffen wurde, dem Menschen aber die Freiheit zu entscheiden gegeben wurde.
Der Lechner Edi reist dann mit der Erkenntnis in die Gegenwart zurück: Auf uns kommt es an!
"Ja, stop auf der Fahrt zur Vergangenheit, Sonst wird noch das Steuer zerkrachen! Denn in der Einbahnstraße der Zeit, Da lässt sich nichts ungeschehen machen! Wir lassen getan sein, was einmal getan, Und nehmen, was wir erhalten. Wir haben ein Erbe, auf uns kommt es an, Dass wir es gehörig verwalten!" ( Jura Soyfer, Beginn des Schlußliedes aus: "Der Lechner Edi schaut ins Paradies". Zitiert nach: Jura Soyfer. Werkausgabe Band II. Deuticke Verlag, 2. Auflage, Wien 2003)
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