Gerhard Richter: Landschaft
Im Kunstforum Wien ist die derzeit laufende Ausstellung einem der bedeutendsten Gegenwartskünstler gewidmet: Gerhard Richter. Es ist die erste große Ausstellung von Werken Gerhard Richters in Wien.
Um sein an Werken, Themen und Gestaltungsmethoden reiches Werk zu präsentieren, haben die Kuratoren das Thema Landschaft exemplarisch ausgewählt.
Bilder mit landschaftlichen Motiven sind eine eigene Werkgruppe in Richters Gesamtwerk. Die Beschäftigung mit der Landschaft zieht sich seit den Anfängen 1963 bis heute durch alle Schaffensperioden seines Werks. Wobei es Richter keineswegs um Landschaftsmalerei im herkömmlichen Sinn geht, sondern um seine Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, ihrer Wahrnehmung und künstlerischen Umsetzung.
„Ich misstraue nicht der Realität, sondern dem Bild von Realität, das uns unsere Sinne vermitteln“ (Gerhard Richter, 1972)
Bei diesen Landschaftsbildern handelt es sich um medial vermittelte Landschaften, die nach fotografischen Vorlagen mit unterschiedlichsten Techniken umgesetzt wurden. In seiner weit mehr als 50Jahre dauernden Beschäftigung mit dem Thema hat er es auf vielfältige Weise künstlerisch umgesetzt, von fotorealistischen Werken, übermaltem Realismus, bis hin zur Abstraktion.
Entstanden ist die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zürich und dem Atelier Richter, wobei die Gestaltung der Ausstellung von ihm selbst begleitet wurde. Gezeigt werden in der Ausstellung über 130 Bilder, Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotoarbeiten. Viele der ausgestellten Werke sind erstmals öffentlich zu sehen.
In dieser bisher größte Ausstellung weltweit, die ausschließlich Richters Landschaften gewidmet ist, präsentieren die KuratorInnen, Lisa Ortner-Kreil und Hubertus Butin, die Werke nicht chronologisch, sondern anhand einer thematischen Gliederung. Diese umfasst fünf Kapitel: Landschaften aus zweiter Hand, bei denen es sichum medial vermittelte Landschaften, die auf Fotografien basieren, handelt. Romantisierende Bilder, in denen er sich auf die deutsche Romantik, besonders auf die Bilder Caspar David Friedrichs bezieht, diese Landschaften jedoch als “Kuckuckseier” bezeichnet, der er in ihnen auf verschiedene Wiese einen Gegenwartsbezug herstellt. Landschaft in der Astraktion, in denen ebenfalls auf Fotografien basierende Bilder von der konkreten Darstellung völlig losgelöst umgesetzt werden; Landschaften als fiktionale Konstrukte, die er auf der Grundlage von verfremdeten oder als Collagen neu zusammengesetzten Fotografien gemalt hat und übermalte Landschaften, in denen Fotografien und Landschaftsgemälde mit abstrakten Farbstrukturen verändert werden.
„Meine Landschaften sind ja nicht nur schön oder nostalgisch, romantisch oder klassisch anmutend wie verlorene Paradiese, sondern vor allem ’verlogen‘… und mit ‚verlogen‘ meine ich die Verklärung mit der wir die Natur ansehen, die Natur, die in all ihrem Formen stets gegen uns ist, weil sie nicht Sinn, noch Gnade, noch Mitgefühl kennt, weil sie nichts kennt, absolut geistlos, das totale Gegenteil von uns ist, absolut unmenschlich ist.“ (Gerhard Richter 1986)
Gerhard Richter wurde 1932 in Dresden geboren, studierte von 1951 bis 1956 an der Hochschule für bildende Künste in Dresden, ging 1961 in den Westen, setzte seine Studien an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf fort. Von 1971 bis 1993 war er Professor für Malerei an der Kunstakademie. Gerhard Richter lebt in Köln und gilt heute als einer der bedeutendsten und berühmtesten lebenden Maler der Welt.
Die Ausstellung wird bis 7. März 2021 im Kunstforum Wien gezeigt (Im Frühjahr 2021 ist die Ausstellung im Kunsthaus Zürich zu sehen)
Zur Ausstellung ist ein wunderschöner, umfangreicher Katalog erschienen:
Gerhard Richter, Landschaft. Hg. von Lisa Ortner-Kreil, Hubertus Butin, Cathérine Hug. Verlag Hatje Cantz, Berlin 2020
Adresse: Bank Austria kunstforum Wien, Freyung 8, 1010 Wien http://www.kunstforumwien.at
Öffnungszeiten: täglich 10:00 – 19:00 Uhr, Freitag 10:00 – 21:00 Uhr
Video Presskonferenz der Eröffnung und Kurzführung: https://www.youtube.com/watch?v=tBBpAbGiTy0