Haus(frauen)arbeit
Halbe-Halbe: noch lange nicht erreicht
Ist in Statistiken von Arbeit die Rede, geht es in den allermeisten Fällen um Erwerbsarbeit, einige befassen sich auch mit dem freiwilligen Engagement. Die wenigsten berichten von gesellschaftlich unverzichtbaren, täglich unbezahlt und überwiegend von Frauen geleisteten Care-Arbeit, zu der alle Tätigkeiten im Haushalt, Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen zählen.
Nach den Daten der Arbeitsmarktstatistik der Statistik Austria waren im Jahr 2022 74 % der Bevölkerung im Alter von 15-64 Jahren als Unselbständige, Selbständige oder als mithelfende Familienangehörige erwerbstätig. Davon waren 78 % Männer und 70% Frauen. Von den Frauen arbeiteten 50,7 % auf Teilzeitbasis (12,6 % der Männer). Zudem liegt der Gender-Pay-Gap in Österreich bei 18,8 % und damit weit über dem EU-Durchschnitt von 12,7 %.
Gender-Pay-Gap bedeutet, dass bei einem Vergleich von Frauen und Männern bei Vollzeitbeschäftigung Frauen im Durchschnitt um 18,8 % weniger verdienen. Eine Analyse der Statistik Austria ergab, dann dieser Unterschied nur zu einem Drittel (!) durch die Merkmale Branche, Beruf, Alter, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit und Arbeitszeitausmaß erklärt werden kann.
Eine im Auftrag von ImmoScout24 im Februar 2023 durchgeführte repräsentative Umfrage unter 500 Österreicher:innen im Alter von 18-65 Jahren zeigt, dass die Arbeit im Haushalt immer noch Großteils von Frauen gemacht wird.
Die klassische Rollenverteilung bei der Haushaltsarbeit ist auch im Jahr 2023 noch immer vorherrschend. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass 75 % der befragten Frauen die gesamte Wäsche machen, auch das Bügeln wird überwiegend von ihnen erledigt. Ebenfalls 75 % der Frauen sind für das Putzen der Toilette und 71% für die Sauberkeit in Küche und Bad zuständig. 75 % der Frauen erledigen das Staubwischen und 61% das Staubsaugen. Halbe-halbe gibt es nur beim Geschirrspüler, der von Frauen und Männern zu jeweils 50% ein- und ausgeräumt wird.
Einige können sich vielleicht noch an das Lied “Das bisschen Haushalt, sagt mein Mann” erinnern, das Johanna von Koczian gesungen hat. In diesem Lied aus dem Jahr 1977 wird sehr ironisch auf die traditionelle Rollenverteilung Bezug genommen. Es enthält einige Textzeilen, die – wie die oben zitierten Umfrageergebnisse zeigen – leider auch heute noch aktuell sind, wie: “Das bisschen Haushalt macht sich von allein”, “Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein”, “Das bisschen Wäsche ist doch nicht kein Problem” “Und auch das Bügeln schafft man ganz bequem”. (Zum Nachhören: https://www.youtube.com/watch?v=fW0uZJzjvJc )