Hedy Lamarr

Hedy Lamarr

Im Rahmen des thematischen Jahresschwerpunkts „Frauen im Design“ und Empowerment zeigt das Möbelmuseum Wien derzeit die Sonderausstellung „Hausfrau. Künstlerin.Wildfang. Hedy Lamarr”.

Hedy Lamarr ist vielen Menschen noch als Hollywood-Filmstar bekannt. Die von Danielle Spera gestaltete Ausstellung geht darüber hinaus und gibt anlässlich des 110. Geburtstages von Hedy Lamarr einen Überblick über verschiedene Seiten ihres Lebens, ausgehend vom behüteten jüdischen Wiener Elternhaus nach Hollywood, wo sie als Filmstar Erfolge feierte, und würdigt ihre Tätigkeit als Erfinderin.

„In dieser Sonderausstellung stellen wir nicht nur die Schauspielerin vor, die als „schönste Frau der Welt“ galt, sondern wir zeigen den Menschen Hedy Lamarr, ihre kreative Seite, Ihre Neugier und ihre Versuche, mit Erfindungen die Welt zu verbessern. Ihr scharfer Verstand, ihr Mut und ihre Innovationskraft blieben lange Zeit zu Unrecht unterschätzt. Um es mit ihren eigenen Worten zu sagen: sie lebte ihre Kreativität aus und tat das Unerwartete.“(Danielle Spera)

Hedy Lamarr. Foto: Lazlo Willinger, MGM 1943. Plakat, Ausstellungsansicht

Hedy Lamarr wurde als Hedwig Kiesler 1914 in Wien als Tochter einer gutsituierten, großbürgerlichen, assimilierte jüdischen Familie in Wien-Döbling geboren. Ihre Eltern, vor allem die Mutter, förderten schön früh ihr Interesse an der Kunst. Durch ihren Vater, der ihr das Funktionieren verschiedener Systeme erklärte, lernte sie auch die Welt der Technik kennen. Nach dem Besuch einer Mädchenmittelschule und eines Internats in der Schweiz brach sie jedoch ihre Schulbildung ab, nachdem sie bereits mit 16 Jahren in einem Spielfilm (Sascha Film, Geld auf der Straße) mitgespielt hatte.

Gefördert von Max Reinhardt, der sie als das schönste Mädchen der Welt bezeichnete, spielte sie bis 1933 an Theatern in Wien und Berlin und wirkte in vier weiteren Filmen mit. Ihre erste Hauptrolle spielte sie 1933 im Film Ekstase, in der sei ein emzanzipierte junge Frau darstellte und der weltweiteres Aufsehen erregte, da sie in diesem Film die erste Nacktszene in einem Film überhaupt drehte.

Bereits mit 19 Jahren heiratete sie 1933 den Industriellen Fritz Mandl, den Generaldirektor der Hirtenberger Patronenfabrik, der als Munitionsfabrikant und Waffenhändler einer der reichsten Männer Österreichs war. Durch die politischen Kontakte ihres Mannes, zu denen der österreichische Heimwehrführer Ernst Rüdiger Starhemberg und Benito Mussolini zählten, erhielt sie einen unmittelbaren Einblick in die politischen Entwicklungen.

Nachdem ihre Ehe trotz Reichtum unglücklich war, da ihr Mann ihr verboten hatte, ihre Karriere als Schauspielerin fortzusetzen, verließ sie ihn 1937 und reiste über Paris nach London. Dort traf sie den Produzenten Louis B. Mayer, den sie bei den Salzburger Festspielen kennengelernt hatte, um sich um einen Vertrag als Schauspielerin bei MGM – Metro Goldwyn Mayer – zu bewerben. Da der Produzent zuerst allerdings wenig Interesse zeigte, gelang es ihr erst auf der Überfahrt nach New York, für die sie denselben Luxusdampfer gebucht hatte, mit ihm einen Siebenjahresvertrag mit MGM auszuverhandeln.

Sie erhielt nicht nur den Vertrag, sondern auch einen neuen Namen, Hedy Lamarr, und ein neues Image. In Hollywood wurde ihr Aussehen dem damaligen amerikanischen Schönheitsideal angepasst und ihr “Filmtyp” festgelegt. Diese Umformung zu einer amerikanischen Hollywood-Ikone machte ihr durch die Reduzierung auf ihre Schönheit zu schaffen. Von MGM wurde die Frau, die später von sich selbst sagen sollte „Die Schönheit ist mein Fluch“, als schönste Frau der Welt vermarktet.

Aufgrund ihres österreichischen Akzents wurde sie meist in Frauenrollen mit europäischem oder indigenem Hintergrund besetzt, in denen sie elegante Frauen oder wurde verführerische Frauenfiguren spielte. Bereits 1938 wurde sie mit ihrem ersten Hollywoodfilm Algiers zum internationalen Star. Sie wurde Teil der Star-Community Hollywoods, war aber auch den strengen Verhaltensregeln Hollywoods unterworfen.

Während des Krieges konnte sie ihre Mutter, die nach dem Tod des Vaters 1935 allein in Wien zurückgeblieben war, und die als Jüdin nach dem Anschluss Österreichs in Lebensgefahr war, vor den Nationalsozialisten in Sicherheit bringen; diese konnte zuerst nach London und dann in die Vereinigten Staaten emigrieren. Hedy Lamarr half Kriegsanleihen zu verkaufen und wirkte in der Truppenbetreuung mit. Wenig Beachtung wurde einer bedeutenden Erfindung geschenkt, die sie gemeinsam mit George Antheil machte.

Denn Hedy Lamarr war nicht nur Hollywood-Star, sondern auch geniale Erfinderin mit großem technischen Wissen. Vor dem Hintergrund der Suche nach einer Möglichkeit, Torpedofunksingnale vor feindlichen Störsendern zu schützen, entwickelten sie das Frequenzsprungverfahren, das heute als Vorläuferin für Drahtlostechnologien wie Mobilfunk, Bluetooth und WLAN gilt. Als sie 1942 das Patent für diese Erfindung erhielten, stellten sie es der US-Navy zur Verfügung, die diese Technik im Zweiten Weltkrieg allerdings nicht zum Einsatz brachte. Da Lamarr und Antheil das Patent auslaufen ließen, konnten sie später keine Ansprüche auf diese Erfindung stellen.

Hedy Lamarr war insgesamt sechsmal verheiratet. Mit ihrem zweiten Ehemann hatte sie einen Adoptivsohn und aus ihrer Ehe mit dem Schauspieler John Loder die Kinder Denise (geb. 1945) und Anthony (1947-2023).

Nach ihrem Ausstieg bei MGM und dem Scheitern ihrer eigenen Produktionsfirma konnte sie mit der Hauptrolle in Samson und Delilah an ihre Erfolge anschließen; er wurde 1949 zum bis dahin erfolgreichsten Film aller Zeiten. Insgesamt drehte sie im Laufe ihres Lebens 36 Filme.

Ende der 1950er Jahre zog sie sich aus dem Filmgeschäft zurück. Dieses hatte deutliche Spuren hinterlassen. Wie in der Ausstellung deutlich gemacht wird, setzten die Studios zur Verkürzung der Produktionszeiten die SchauspielerInnen unter Druck, Amphetamine zur Leistungssteigerung und Schlaftabletten zur Entspannung einzunehmen. Ihre Karriere in Hollywood hatte sie damit bezahlt, dass sie tablettensüchtig und ihr Verhalten instabil wurde. Zudem unterzog sich wiederholt Schönheitsoperationen, durch die ihr Gesicht zunehmend stärker verändert wurde.

1968 übersiedelte sie nach New York, Ende der 1980er-Jahre dann nach Florida, zog sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und hatte schließlich überwiegend über das Telefon Kontakt zur Außenwelt. Als Hedy Lamarr im Jahr 2000 starb, wurde ihrem Wunsch gemäß ihre Asche zum Teil im Wienerwald verstreut. Erst nach jahrelangen Bemühungen ihres Sohnes erhielt sie 2014 ein Ehrengrab der Stadt Wien, wo der Rest ihrer Asche beigesetzt wurde.

Sie ist die einzige Filmschauspielerin, der nicht nur ein Stern am Walk of Fame in Los Angeles/ Hollywood gewidmet ist (1960), sondern die posthum auch als Erfinderin in den USA in die National Inventors Hall of Fame (2014) aufgenommen wurde. In Österreich, Deutschland und der Schweiz wird seit 2005 am 9. November, dem Geburtstag von Hedy Lamarr, der Tag der Erfinder begangen. Seit 2018 wird der Hedy Lamarr-Preis der Stadt Wien für innovative Frauen in der Informationstechnologie vergeben. Im Jahr 2017 hat der Schriftsteller Peter Turrini in dem Theaterstück “Sieben Sekunden Ewigkeit” einige Stationen des Lebens von Hedy Lamarr verarbeitet.

Die Ausstellung ist noch bis 2. März 2025 im Möbelmuseum Wien zu sehen!

Adresse: Möbelmuseum Wien, Andreasgasse 7, 1070 Wien (Anreise: U3, Station Zieglergasse) https://www.moebelmuseumwien.at/

Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10:00-17:00 Uhr

Ausstellungsfolder

Kommentare sind geschlossen.