Hofpavillon Hietzing

Hofpavillon Hietzing

Die Stadtbahnstation des Kaisers

Ganz in der Nähe der heutigen U-Bahnstation Hietzing steht über den U-Bahngleisen und neben einer der meistbefahrenen Straßen im Westen Wiens ein kleiner Bau, an dem sicher viele schon vorbeigekommen sind. Dieser Bau, der sich so sehr in seine Umgebung einfügt, das er von den meisten Vorbeifahrenden kaum beachtet wird, war die Stadtbahnstation des Kaisers.

Heute eine Außenstelle des Wien Museums, ist der “Pavillon des k. und k. Allerhöchsten Hofes” eines der Schlüsselwerke der Wiener Moderne.

Hofpavillon, Vorderansicht

Otto Wagner, kaiser-königlicher Oberbaurat, Professor und einer der wichtigsten Architekten seiner Zeit, hat der Stadt Wien mit der künstlerischen Gestaltung der Stadtbahnbauten, mit der er 1894 beauftragt wurde, im Bereich der Mobilität seinen Stempel aufgedrückt. Die Stadtbahn wurde ab 1892 erbaut und 1898 als städtisches Nahverkehrsmittel eröffnet. Von historischer Bedeutung ist, dass dieses Massenverkehrsmittel nicht nur technisch geplant und umgesetzt wurde, sondern auch eine durchgehende architektonische Gestaltung erhalten hat.

Da die ehemalige Stadtbahn und ihre Bauten im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in das neu entstehende Wiener U-Bahnnetz integriert wurden, gehört Wien zu den ganz wenigen Städten, in denen auch heute noch Bauten aus der Zeit um die Jahrhundertwende ihrem Zweck entsprechend täglich genutzt werden.

Der ab 1898 erbaute und 1899 eröffnete Hofpavillon ist eines der Hauptwerke der Architektur der Wiener Moderne und bis ins letzte Detail im Stil der Wiener Secession gestaltet. Seiner Bedeutung als “Aushängeschild” der neuen Kunst wurde in der Zeitschrift der Wiener Secession Ver Sacrum Rechnung getragen, in der er im Jahr 1899 auf 12 Seiten in Text und Bildern ausführlich vorgestellt wurde.

Hofpavillon, Seitenansicht

Der Kaiser selbst hat den Pavillon nur zweimal genutzt, bei der Eröffnung und einmal im Jahr 1902. Seine Funktion als Aushängeschild für eine moderne, zweckmäßige und repräsentative Architektur, die nicht wie im Historismus der Ringstraßenzeit auf Vorbilder aus vergangen Zeiten zurückgreift, sondern eine für die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zeitgemäße Bauweise und Ausgestaltung aufweist, hat der Pavillon jedoch erfüllt.

Nach 1918, mit der Abdankung des letzten Kaisers und dem Zerfall der Monarchie in seiner Funktion obsolet geworden, da die Haltestelle aufgelassen wurde, hatte der Pavillon danach eine sehr wechselvolle Geschichte. Mit der Entscheidung zur einer Generalsanierung ab 2012-2014 unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Manfred Wehdorn und seines Architekturbüros und der Wiedereröffnung als Teil des Wien Museums wurde dieses Juwel erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Hofpavillon, Vordereingang, rechts Seite

Der bis ins letzte Detail durchgestaltete Bau – von der Außenbeleuchtung, den Schmiedeeisernen Geländern, der überdachten Wagenauffahrtsrampe, der Eingangshalle, dem Wartesaal und den Nebenräumen einschließlich der Innenausstattung – ist ein Gesamtkunstwerk.

Im Zentrum des Baus steht der kaiserliche Warteraum, ein achteckiger Kuppelbau von atemberaubender Schönheit. Es ist ein Raum, dessen Innenausstattung im Stil der Jahrhundertwende durchkomponiert ist – nichts ist dem Zufall überlassen, jedes Detail des Raumes durchdacht: Von der Beleuchtung, den Glasfenstern und Beschlägen der Türen, den Wandbespannungen und dem Teppich bis hin zum Kamingitter.

Hofwartesalon, Kuppelraum, Detail der Kuppel

Eine Besonderheit ist das im Auftrag von Otto Wagner von Carl Moll für den Hofpavillon gemalte Bild “Blick auf Wien aus der Ballonhöhe von 3000 m über der Schönbrunner Gloriette”. Dieses Bild zeigt Wien mit der Streckenführung der neuen Stadtbahn und zwei Adler als Anspielung den Doppeladler, des Symbols der Habsburgermonarchie.

Hofwartesalon, Kuppelraum. Carl Moll, Stadtansicht von Wien

Als Grundmotiv für den ornamentalen Schmuck des Wartesalons wurde der Philodendron ausgewählt.

Hofwartesalon, Kuppelraum, Detail
Hofwartesalon, Kamin
Hofpavillon, Kuppelsaal, Teppich Fa. Backhausen, Detail

Wie im Artikel in der Zeitschrift Ver Sacrum über den Hofpavillon ausgeführt wurde, war alles durchdacht, mit immensem Aufwand von Geist und ungeheurer Erfahrung gemacht, mit zeitgemäßen Formen und dem Zweck entsprechend.

Fotos: Elisabeth Kolbry

Link:

Wien Museum https://www.wienmuseum.at/de/standorte/otto-wagner-hofpavillon-hietzing

Buchtipp: Der Pavillon des k.u.k Allhöchsten Hofes. Eine Stadtbahnstation für den Kaiser. Hg. Andreas Nierhaus, Manfred Wehdorn. 2. Auflage, Wien 2018

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