Internationaler Frauentag 2023

Internationaler Frauentag 2023

Frauen- und Demokratiefeindlichkeit im Netz

Zum Internationalen Frauentag 2023 möchte ich in Fortsetzung zum Beitrag Inter-Nett? über die Inhalte und Ergebnisse der soeben erschienenen richtungsweisenden Studie von Lucina Di Meco “Montetizing Misogyny”: Monetarisierung von Frauenfeindlichkeit. Frauenfeindliche Desinformation und die Untergrabung der Rechte der Frauen der Demokratie weltweit, informieren.

Lucina Di Meco ist gemeinsam mit Kristina Wilfore Gründerin von #ShePersisted, einer Organisation, deren Ziel die Verteidigung der Frauenrechte und demokratischen Rechte im Internet ist.

Hintergrund der Tätigkeit dieser Organisation ist, dass weltweit “Frauen in Politik und Journalismus unerbittlichen Online-Beschimpfungen, Beleidigungen und geschlechtsspezifischen Unterdrückungskampagnen in den sozialen Medien ausgesetzt (sind) – und noch schlimmer ist es für Frauen, die aufgrund von Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, Religion und anderen Merkmalen diskriminiert werden. Die Kampagnen zielen darauf ab, das politische Engagement von Frauen zu diskreditieren, abzuwerten und zu delegitimieren, mit dem Ziel, ihre Fähigkeit, am öffentlichen Leben teilzunehmen, zu untergraben.”

Dies ist der Grund dafür, dass sich viele Frauen gegen die Kandidatur für ein politisches Amt entscheiden, Selbstzensur üben oder sich zu Themen nicht äußern, während undemokratische Akteure soziale Medien immer dreister als Mittel nutzen, um Opposition zum Schweigen zu bringen, Frauenrechte zurückzudrängen und demokratische Institutionen zu untergraben. (#ShePersisted, The Problem, übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, setzt #ShePersisted auf drei verschiedenen Ebenen Ativitäten: Erstens setzt sich #ShePersisted in Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern, internationalen und nationalen Institutionen und Netzwerken für die Schaffung besserer Standards für digitale Plattformen ein. Zweitens entwickelt und implementiert #ShePersisted Schulungen und umfassende Kommunikationsstrategien für Frauen in der Politik, damit diese auf geschlechtsspezifische Desinformation und Online-Missbrauch entsprechend reagieren lernen. Drittens bildet die Grundlagenforschung in diesem Bereich die Basis für die Tätigkeit von #ShePersisted.

Die von Lucina Di Meco durchgeführte Studie zum Thema “Montetizing Misogyny”: Monetarisierung von Frauenfeindlichkeit. Geschlechtsspezifische Desinformation und die Untergrabung der Rechte der Frauen der Demokratie weltweit ist ein weiterer wesentlicher Beitrag zum Verständnis der Auswirkungen von Frauenfeindlichkeit im Netz, vor allem in den sozialen Medien. Diese Studie ist auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie zeigt, dass Demokratie und Frauenrechte untrennbar miteinander verbunden sind.

Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wurden die Muster, Auswirkungen und die Art und Weise der Durchführung von frauenfeindlichen Desinformationskampagnen gegen Frauen in der Politik in Brasilien, Ungarn, Indien, Italien und Tunesien untersucht.

Die Forschung beruht auf unterschiedlichen Methoden, einer Kombination aus Sekundärforschung, gezielter Beobachtung von Beiträgen von Frauen auf Twitter und Facebook und zahlreichen Interviews mit lokalen Frauenrechtsaktivistinnen, Frauen in der Politik und Expert:innen im Bereich digitale Medien. Für Brasilien und Italien standen auch Daten für eine Datenanalyse zur Verfügung. Zudem konnte die Studie auf die Erkenntnisse der bisherigen Arbeit von #ShePersisted zurückgreifen, einschließlich der
Workshops, Trainings und ausführlichen Gespräche, die in den letzten drei Jahren mit Dutzenden Frauen aus der Politik und politischen Aktivistinnen aus über 50 Ländern durchgeführt wurden.

Ausgehend davon, dass die digitalen Medien, die ursprünglich als eine neue Möglichkeit für Befreiung, freie Meinungsäußerung und Demokratie gesehen wurden, mittlerweile zur Unterdrückung von Frauen in der Politik, von andersdenkenden Aktivist:innen und Journalist:innen auf der ganzen Welt eingesetzt werden, wurde anhand von Fallstudien untersucht, wie frauenfeindliche Aktivitäten im Netz die politische Beteiligung von Frauen und damit gleichzeitig demokratische Institutionen schwächen und untergraben. Zudem untersucht die Studie auch die Verantwortlichkeiten und Reaktionen der staatlichen Akteure und der digitale Plattformen.

Die wesentliche Erkenntnis der Studie ist, dass sich trotz der regionalen und kulturellen Vielfalt der untersuchten Länder folgende 5 Trends und Muster erkennen lassen:

  1. Geschlechtsspezifische Desinformation, gepaart mit Online-Missbrauch und Gewalt, ist ein allgegenwärtiges Problem für Frauen in der Politik auf der ganzen Welt und stellt ein erhebliches Hindernis für ihre politische Beteiligung dar.
  2. Die geschlechtsspezifische Desinformation sollte als Frühwarnsystem für den Rückschritt bei Frauenrechten und der Aushöhlung demokratischer Grundsätze und Institutionen betrachtet werden.
  3. Frauen, die aus traditionell marginalisierten Gesellschaftsschichten stammen, sind noch stärker gefährdet; die gewalttätigsten, bösartigsten geschlechtsspezifischen Desinformation und Online-Hasskampagnen sind jene, die nicht nur sexistische, sondern auch rassistische Untertöne aufweisen.
  4. Soziale Medienplattformen haben ihre anfänglichen Versprechen, eine ausgleichende und demokratisierende Kraft zu sein, nicht gehalten und darin versagt, ihre Nutzer:innen zu schützen.
  5. Gegen geschlechtsspezifische Benachteiligung gibt es zwar kein Patentrezept, doch es gibt Strategien und Praktiken, die zur Lösung dieses Problem beitragen können. Voraussetzung dafür ist eine eingehende und gezielte Forschung durch unabhängige Organisationen.

Wurden die sozialen Medien anfangs als ein willkommenes Instrument für Befreiung und Demokratie angesehen, drückt die Studie aus, dass sich Social Media zunehmend in ein modernes trojanisches Pferd und in eine Waffe, mit der diejenigen zum Schweigen gebracht und unterdrückt werden, die es zu unterstützen versprach: Frauen, Minderheiten, Freiheitskämpfer und Menschenrechtsverteidiger. Dementsprechend kommt sie zu dem Schluss, dass es daher für alle, die sich für Demokratie, Frieden und Sicherheit einsetzen, eine Priorität sein muss, sicherzustellen, dass das Internet nicht dazu benutzt wird, sie zu diffamieren und zum Schweigen zu bringen.

Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass die Auswirkungen der geschlechtsspezifischen Angriffe weit über die direkt betroffenen Frauen hinausgehen und zur Schwächung der Frauenrechte und der Demokratie beitragen.

In der Studie wird ein Interview mit Alessandra Moretti, italienisches Mitglied des Europäischen Parlaments, zitiert. Nach ihrer Ansicht “gibt es politische Parteien, Bewegungen und Parteiführer, die Fake News nutzen, um ihre und ihre politischen Gegner anzugreifen. Es geht nicht mehr darum, das Ansehen unserer politischen Ansichten zu schützen oder die Verbreitung von Fake News zu bekämpfen: Es geht um die Verteidigung der Werte unserer Demokratie.”

Links:

Studie: Montetizing Misogyny https://she-persisted.org/wp-content/uploads/2023/02/ShePersisted_MonetizingMisogyny.pdf

#ShePersisted: https://she-persisted.org/






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