Kate Millett
Theoretikerin der Zweiten Frauenwegung
Kate Millett (1934-2017) war Literaturwissenschaftlerin, Lehrende an Universitäten, Schriftstellerin und Künstlerin. Mit ihrem erstmals 1970 in den Vereinigten Staaten herausgegebenen Buch “Sexual Politics” wurde sie neben Betty Friedan und Shulamith Firestone eine der einflussreichsten feministischen Vordenkerinnen der Zweiten Frauenbewegung. In deutscher Übersetzung ist das Buch mit dem Titel “Sexus und Herrschaft” im Jahr 1971 erschienen.
Bereits in den 1960er Jahren war sie in der Menschenrechts-, Antikriegs- und Frauenbewegung aktiv. In der damals gegründeten National Organisation of Women in den USA wurde sie 1966 erste Vorsitzende des Bildungsausschusses und blieb bis in die 1970er Jahre in der Frauenbewegung aktiv.
Die zweite Frauenwegung war nicht nur aktionistisch, auch wenn spektakuläre Aktionen dazu dienten, Aufmerksamkeit für die Anliegen der Frauen zu erreichen. Sie war auch eine intellektuelle Bewegung, die mit der Entwicklung und Diskussion von neuen Ideen und Theorien radikal neue Sichtweisen zur Situation der Frauen in der Gesellschaft einbrachte.
Das Buch “Sexus und Herrschaft” entstand auf der Grundlage der Dissertation von Kate Millett an der Columbia University und ihren Erfahrungen und Diskussionen in der Frauenbewegung. In diesem Werk untersuchte sie die Entwicklung des Patriarchats, dessen Ausprägung in den westlichen Gesellschaften und seine Aufrechterhaltung durch Ideologien, Religionen, Erziehung und Sozialisation, Kleinfamilie, Psychologie, Wirtschaft und Gewalt.
Darauf aufbauend entwickelte sie die Theorie, dass das Persönliche für Frauen politisch ist. Weiters brachte sie ein revolutionär neues Verständnis der Geschlechtsrollen in die Diskussion ein, nämlich die Kritik an der patriarchalischen Ideologie vom “natürlichen”, d.h. biologisch bedingten, angeborenen und damit unveränderbaren Unterschied der Geschlechter. Dem stellte sie den Ansatz der kulturell bedingten Geschlechtsrollen gegenüber, die durch Sozialisation vermittelt werden.
Mit diesem Werk hat sie die Grundlagen der radikalfeministischen Theorie erarbeitet.
2012 hat Kate Millett den Yoko Ono Lennon Courage Award for the Arts für ihre künstlerische Tätigkeit erhalten, 2013 wurde sie in die National Women`s Hall of Fame in New York aufgenommen, 2014 wurde sie mit der Ehrendoktorwürde der Universität von Minnesota ausgezeichnet.
“Die ‘wirklichen’ Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden wir wohl kaum in Erfahrung bringen, bis die Geschlechter anders, d.h. wirklich gleich behandelt werden.” (Kate Millett)