Klimt digital

Klimt digital

Ein virtueller Ausstellungsbesuch

Auf der Online-Plattform Google Arts and Culture wurde unter der wissenschaftlichen Leitung des Belvedere Wien eine umfangreiche Präsentation des Lebens und des Werkes von Gustav Klimt (1862-1918) veröffentlicht. Erarbeitet wurde die virtuelle Ausstellung mit mehr als 30 Partnerinstitutionen aus dem In- und Ausland.

Klimt vs Klimt_Theme page_on Google Arts _ Culture

Durch die vertiefende Aufbereitung ist es möglich, sich mit Gustav Klimts Biographie und mit vielen seiner Werke, angefangen von seinen frühen Werken bis hin zu seinem Spätwerk zu beschäftigen und nähere Informationen zu den einzelnen Bildern zu erhalten. Mehr als 60 Bilder wurden mit der Art Camera von Google ultrahochauflösend aufgenommen. 120 von Klimts Werken können aus nächster Nähe betrachtet werden.

Eines der absoluten Highlights ist die Rekolorierung der sog. Fakultätsbilder, die im Rahmen des wissenschaftlichen Projektes Klimt vs. Klimt von Google Arts and Culture in Zusammenarbeit mit dem Belvedere durch eine farbliche Rekonstruktion der Werke umgesetzt werden konnte. Durch die Zusammenarbeit zwischen dem Kurator Franz Smola, einem der bedeutendsten Klimt-Kenner, und der Expertise des Google Arts and Culture Lab im Bereich künstliche Intelligenz konnte damit erstmals rekonstruiert werden, welche Farben Klimt für seine Fakultätsbilder verwendet haben könnte, um einen Eindruck der farblichen Gestaltung der Fakultätsbilder zu vermitteln.

Links:

Google Arts and Culture, Klimt vs. Klimt: https://artsandculture.google.com/project/klimt-vs-klimt

Virtuelle Galerie: https://artsandculture.google.com/pocketgallery/kAUxTZBD8McZyQ In der virtuellen Galerie (für Smartphone und Tablet) können Sie einen Rundgang machen und die wichtigsten Werke Gustav Klimts bewundern. Audioguide in englischer Sprache.

Google Arts _ Culture_s Art Camera @ Leopold Museum__Death and Life_ capture

Die Fakultätsbilder

Zu den großen Ringstraßenbauten, die gegen Ende des 19.Jahrhunderts entstanden, gehörte auch das Hauptgebäude der Universität Wien. Erbaut von einem der bedeutenden Ringstraßenarchitekten, Heinrich von Ferstel, wurde das Gebäude 1884 eröffnet. Für den großen Festsaal waren von Beginn an Deckengemälde vorgesehen gewesen, die aus Kostengründen jedoch erst zehn Jahre später, 1894, in Auftrag gegeben werden konnten.

Beauftragt wurde die Künstler-Compagnie, die sich durch die Gemälde für das Burgtheater, das Kunsthistorische Museum und die Theater in Reichenberg, Karlsbad und Fiume bereits einen Namen gemacht hatte, und die nach dem frühen Tod von Klimts Bruder Ernst 1892 noch aus Gustav Klimt und Franz Matsch bestand. Franz Matsch übernahm das zentrale Deckengemälde “Triumph des Lichtes über die Finsternis”. Von den Gemälden mit der allegorischen, d.h. bildlichen, Darstellung der vier Fakultäten übernahm Matsch die Theologie, Klimt die Philosophie, Jurisprudenz und Medizin. Sowohl Klimt als auch Matsch legten Entwürfe vor, die auch genehmigt wurden. Allerdings hat Klimt vor dem Hintergrund seiner künstlerischen Entwicklung seine Bilder während ihrer Entstehungszeit immer wieder überarbeitet. Die von ihm geschaffenen großformatigen Kunstwerke waren Meisterwerke der symbolistischen Malerei mit einer neuartigen, kritischen Sicht auf die Wissenschaften, die aber sowohl im Gegensatz zum traditionellen Kunstverständnis, als auch zu der von der Universität erwarteten Idealisierung der Wissenschaften standen. Dies führte zu einer Ablehnung seiner Werke durch die “Artistische Kommission der Universität Wien”.

Nach ihrer öffentlichen Präsentation kam es zu einer öffentlichen Auseinandersetzung über diese Bilder. Trotzdem das Gemälde “Philosophie”, das auf der Pariser Weltausstellung gezeigt wurde, dort die Goldmedaille erhielt, wurden sowohl dieses Werk als auch die Darstellungen von Jurisprudenz und Philosophie abgelehnt. Zu den jahrelangen öffentlichen und zermürbenden Auseinandersetzungen, den versuchten Eingriffen in seine künstlerische Arbeit, die er als Zensur empfand, kam noch hinzu, dass das Unterrichtsministerium als Auftraggeber die Ausstellung der drei Gemälde bei der Weltausstellung in St. Louis untersagte und auch eine probeweise Anbringung im Festsaal der Universität nicht genehmigte. Dies führte im Jahr 1905 letztlich zum Rücktritt Klimts von seinem Auftrag. Sein bereits bezogenes Honorar zahlte er mit Unterstützung seiner Förderer, des Industriellen und Kunstsammlers August Lederer und seiner Frau Serena, zurück.

Im Juli 1907 zeigte Klimt die endgültigen Fassungen der Universitätsbilder in Wien und Berlin. Das Bild Philosophie wurde von den Lederers angekauft, die später auch das Gemälde Jurisprudenz erwarben. Das Bild Medizin verblieb ebenfalls in Privatbesitz.

Damit war die Geschichte der Fakultätsbilder aber nicht zu Ende. Im Jahr 1928 fand anlässlich des 10. Todestages von Gustav Klimt eine Gedächtnisausstellung statt, in der alle drei Fakultätsbilder gezeigt wurden. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich kamen die Fakultätsbilder durch Arisierungen in staatlichen Besitz. Zuletzt wurden sie bei einer im Klimt-Retrospektive im Jahr 1943 gezeigt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der staatliche Kunstbesitz, zu dem auch die arisierten Bilder gezählt wurden, aus Sicherheitsgründen ausgelagert. Die Fakultätsbilder gelangten so nach Schloss Immendorf in Niederösterreich. Als in den letzten Tagen des Krieges die abziehende SS das Schloss in Brand setzte, verbrannten auch die dort gelagerten Kunstschätze, darunter die Fakultätsbilder von Klimt.

Überliefert wurden von den Fakultätsbildern einige Entwürfe und schwarz-weiß- Fotografien. Auf der Grundlage dieser Fotografien konnte im Jahr 2005 durch eine Kooperation des Leopold-Museums mit der Universität Wien die Anbringung von schwarz-weiß-Bildern der Fakultätsbilder im großen Festsaal der Universität erfolgen, wo sie heute noch zu sehen sind.

Gustav Klimt: Die Gesundheit aus dem Fakultätsbild Medizin in einer Reproduktion des Originals (Ausschnitt). Quelle: Wikipedia

Link:

Die Wiederauferstehung Klimts durch maschinelles Lernen: https://artsandculture.google.com/story/bgXxLsdwpiFriQ

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