Künstler:innen des Amazonasgebiets

Künstler:innen des Amazonasgebiets

Gebrauchsgegenstände und Kunstwerke

In der Sonderausstellung “(Un)Known Artists of the Amazon” wird mit ausgezeichneten Beschreibungen und Kurzfilmen ein Einblick in die indigene brasilianische Kunst und in das Kunsthandwerk – von der künstlerische Gestaltung von Gebrauchsgegenständen und Gegenständen, die für Rituale benötigt werden – anhand von historischen bis hin zu zeitgenössischen Arbeiten geboten. Da die Sonderausstellung frei zugänglich ist (kein Eintrittsticket erforderlich) öffnet sie im wahrsten Sinne des Wortes die Türen zu einer faszinierenden Welt, die den BesucherInnen sehr anschaulich nähergebracht wird.

Die Ausstellung im Weltmuseum Wien wurde in Kooperation mit dem Museu de Arte Indígena in Brasilien, von der Kuratorin für die Sammlung Südamerika im Weltmuseum Wien, Claudia Augustat, und der Direktorin des Museu de Arte Indígena, Julianna Podolan Martins, gestaltet und zeigt anhand von rund 120 Objekten, wie sich aus Gebrauchs- und Ritualgegenständen autonome Kunstwerke entwickelt haben.

MAHKU Collective, Yube Nava Ainbu Serigrafie. 2023
Privatleihgabe: Sofia Guimarães Ridder
Foto © KHM-Museumsverband

Im brasilianischen Amazonasgebiet leben über 200 Indigene Gemeinschaften, die ihre Welt mit Kunstformen gestalten, die sie mit ihrer ökologischen und spirituellen Umwelt verbinden.

“Keine Indigene Sprache Amazoniens kennt ein Wort für Kunst, dennoch verbindet sie Alltag, Ritual, und Umwelt der Menschen. (Weltmuseum Wien)

Anhand von Beispielen aus den Bereichen des Federschmucks, von Masken und Holzschemeln und deren Bedeutung, sowie der Herstellung und Gestaltung von Hängematten, Glasperlenschmuck, Keramik und von Gegenständen für die Verarbeitung von Maniok werden anhand von historischen und aktuellen Beispielen die vielfältigen und lebendigen Traditionen der indigenen Bevölkerung gezeigt.

Besonders hingewiesen wird dabei auf den Umstand, dass in den Sammlungen der Museen früher die Gegenstände ethnischen Gruppen zugeordnet wurden, während sie heute, wie im Museu de Arte Indígena, fast immer mit den Namen der KünstlerInnen versehen sind.

Ausstellungsansicht (Un)Known Artists of the Amazon © KHM-Museumsverband

Ein wesentlicher Aspekt der Ausstellung sind die verständlichen Beschreibungen der einzelnen thematischen Bereiche und Kurzfilme, die ein Verstehen der Zusammenhänge ermöglichen. Als Beispiel möchte ich hier den Kurzfilm über die Herstellung von Hängematten herausgreifen, eine Aufgabe, die den Frauen zufällt. Dadurch, dass die einzelnen Schritte von der Vorbereitung der Palmfasern bis zum Weben der Hängematte gezeigt werden, bekommt man eine gute Vorstellung vom Arbeitsprozess, der für die in der Ausstellung zu sehenden Hängematten notwendig war. Filme über die Herstellung von Glasperlenschmuck und Keramik geben Einblick in diese Kunstformen.

Ein weiteres Beispiel ist der Kurzfilm über die Herstellung der Schemel, der die Männer von der Suche nach einem geeigneten Baum, über des Fällen des Baumes, dessen Aufteilung in einzelne Stücke, aus denen vor Ort mit verschiedenen Techniken Schemel herausgearbeitet werden bis hin zur Bemalung der Schemel mit dafür eigens gewonnenen Farben und selbst hergestellten Pinseln mit traditionellen Mustern begleitet.

Da das Museum bequeme Hocker zur Verfügung gestellt hat, können die Filme in der Länge von etwas mehr als 3 Minuten, der Film über die Herstellung der Schemel etwa 12 Minuten, in Ruhe betrachtet werden.

Mayak Waurá, Sitzschemel in Form eines Kaimans, eines Tapirs und eines Nasenbärs Holz, bemalt, 2021, o. D., 2018 Privatleihgabe: Sofia Guimarães Ridder Foto © KHM-Museumsverband

Ein besonderer Aspekt ist jener der Zeichnungen. Auf ihren Reisen haben bereits Ende des 19. Jahrhunderts Forscher Zeichnungen ihrer Eindrücke angefertigt, aber auch Indigene ersucht, eigene Zeichnungen anzufertigen und diese mit dieser Kunstform in Berührung gebracht. Besonders seit den 1970er Jahren haben indigene KünstlerInnen westliche Kunstformen für sich entdeckt, neben Zeichnen und Malen auch Installationen, Performances und Medienformate. 2023 fand die erste Bienal das Amazônias in Brasilien statt. Indigene Künstler waren jedoch schon auf den alle zwei Jahre stattfindenden internationalen Kunstausstellungen von São Paulo und Venedig vertreten.

Ayu Waurá , Armbänder
Glasperlen, Nylonschnur, 2022.
Museu de Arte Indígena
Foto © KHM-Museumsverband

Das private Museu de Arte Indígena widmet sich seit seiner Gründung im Jahr 2009 der Bewahrung und Anerkennung der Kulturen und der künstlerischen Arbeit Indigener Gruppen in Brasilien. Das Museum selbst wurde 2016 in wurde 2016 Água Verde in Curitiba, Paraná, Brasilien eröffnet.

Das Weltmuseum Wien hat selbst etwa 4000 Objekte aus dem brasilianischen Amazonasgebiet in seiner Sammlung, die vor allem durch Forschungsreisende im 19. Jahrhundert nach Wien gekommen sind. Diese Zusammenarbeit lässt auch die besondere Wertschätzung des Weltmuseums Wien für die indigenen Gemeinschaften, die diese Gegenstände geschaffen haben, und ihre Kultur spüren.

Die Ausstellung ist noch bis 21. April 2025 im Weltmuseum Wien zu sehen! Empfehlung!

Adresse: Weltmuseum Wien, Heldenplatz, Neue Hofburg, 1010 Wien https://www.weltmuseumwien.at/

Öffnungszeiten: Dienstag 10:00-21:00 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr. Montags geschlossen

Eintritt für diese Sonderausstellung: Die Ausstellung “(Un)Known Artists of the Amazon” ist frei zugänglich und kann ohne Eintrittsticket besichtigt werden!

Kinder: Für Kinder und ihre erwachsenen Begleitpersonen gibt es am Beginn der Ausstellung einen Faltprospekt, in dem die Inhalte der Ausstellung ausgezeichnet aufbereitet sind!

Katalog: Der schön bebilderte Katalog zur Ausstellung ist im Museumsshop erhältlich!

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