Lebensmittel!

Lebensmittel!

Überfluss, Verschwendung, Bedarf

Der Internationale Tag gegen Lebensmittelverschwendung am 29. September wurde von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Der Hintergrund dafür ist ein sehr ernster: während mehr als 800 Millionen Menschen auf dieser Welt Hunger leiden, wird lt. Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen rund ein Drittel der produzierten Lebensmittel jedes Jahr weltweit verschwendet. Davon gehen 13 % zwischen Feld und Verteilung verloren, z.B. wegen fehlender Möglichkeiten zur Lagerung und Kühlung, und rund 17% fallen als (vermeidbarer) Abfall in Haushalten, in der Außer-Haus-Verpflegung und im Einzelhandel an.

In der UN-Nachhaltigkeitsagenda, die von 193 Mitgliedsstaaten, darunter auch Österreich, unterzeichnet wurde, wird in Ziel 12 eine Transformation hin zu verantwortungsvollen Konsum- und Produktionsmustern, unter anderem durch die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung gefordert. Dies ist umso wichtiger, da auch die nicht verwendeten Nahrungsmittel produziert, gelagert, transportiert, gekühlt, verarbeitet werden und deren Verschwendung lt. WWF für rund 10 Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich ist.

Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes beträgt der Lebensmittelabfall in Österreich jährlich rund 1,2 Millionen Tonnen. Davon entfallen 741.500 Tonnen (davon 541.000 Tonnen genießbare Lebensmittel) auf Privathaushalte und 178.000 Tonnen auf die Außer-Haus-Verpflegung, wie beispielweise Krankenhäuser, Schulen, Gastronomie. Lebensmittelabfälle gibt es auch in der Landwirtschaft, in der Produktion und im Handel. Durch die eingeführte Meldepflicht für den Einzelhandel kann aufgrund der ersten Meldungen geschätzt werden, dass durch den Einzelhandel in Österreich jährlich etwa 64.000 Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen werden; zusätzlich werden etwa 19 Tonnen gespendet.

Ein Verein, der sich seit 25 Jahren besondere Verdienste um die Rettung von Lebensmitteln und deren Weitergabe an Sozialeinrichtungen verdient macht, ist der Verein “Die Tafel Österreich”. Gegründet von vier StudentInnen unter dem ursprünglichen Namen “Wiener Tafel”, hat sich Die Tafel Österreich zu einem professionell geführten gemeinnützigen Verein mit 25 MitarbeiterInnen und mehr als 250 Freiwilligen weiterentwickelt und ist heute die größte und älteste Tafelorganisation Österreichs.

Als Vision nennt der Verein auf seiner Homepage: “Ernährungssicherheit, ein würdevolles Leben und gesellschaftliche Teilhabe für alle. Etwaige Überschüsse werden gerecht verteilt, sodass sich jede und jeder gesund und ausgewogen ernähren kann. Wir streben nach einer Welt ohne Armut und Hunger, in der Lebensmittel nach Bedarf produziert werden. Es besteht ein hohes Bewusstsein für die Bedeutsamkeit von Lebensmitteln für Gesellschaft und Umwelt.” Daraus leitet sich die Mission des Vereins ab: “Einsatz gegen Armut, Hunger und Lebensmittelverschwendung”. 

Seine Aufgabe definiert der Verein folgendermaßen: “Die Tafel Österreich rettet genusstaugliche Lebensmittel vor der Entsorgung und gibt sie kostenfrei an armutsbetroffene Menschen in sozialen Einrichtungen weiter – mit dem Ziel der Armutsbekämpfung.” (Jahresbericht 2023)

Dem Jahresbericht 2023 ist zu entnehmen, dass der Bedarf an kostenfreien Lebensmitteln in den letzten Jahren ständig gestiegen ist, im Jahr 2022 bereits um 40 %, 2023 nochmals um 25%. 2023 konnten 1.037.814 Kilogramm einwandfreie Lebensmittel gerettet und an 100 Sozialeinrichtungen weitergegeben werden. Damit wurden mehr als 35.000 Menschen versorgt, rund ein Fünftel davon sind Kinder und Jugendliche.

Ehrenamtliche Tätigkeit: kostenfreie Lebensmittelweitergabe. © Die Tafel Österreich/ Thomas Topf

Mittlerweile geht es bei der Arbeit nicht mehr ausschließlich um die Verteilung von gespendeten Waren. Nachdem die gespendeten Warenmengen aus Handel und Produktion zurückgegangen sind und den ständig steigenden Bedarf nicht mehr decken konnten, hat der Verein begonnen, Obst und Gemüse aus der Landwirtschaft zu retten, das aus den verschiedensten Gründen, die von Überproduktion bis hin zu nicht erreichten vorgegebenen Normen reichen, nicht geerntet oder zu Tierfutter oder Biogas verarbeitet werden. 2023 konnten dadurch 120 Tonnen an frischem Obst und Gemüse gerettet und verteilt werden.

In seinem Einsatz gegen Hunger, Armut und für einen sorgsamen und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen engagiert sich der Verein verstärkt auch im Bereich der Information, wie beispielsweise mit Pressearbeit, Informationsmaterial oder mit der Wanderausstellung “GewissensBISS -geerntet.gekauft.gekübelt”.

Link: Die Tafel Österreich https://tafel-oesterreich.at/

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