Rembrandts Orient

Rembrandts Orient

Das goldene Zeitalter der Kunst

Anhand von Meisterwerken der Niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts thematisiert derzeit das Museum Barberini in Potsdam im Rahmen der Ausstellung “Rembrandts Orient” den Einfluss des Handels auf die Kunst dieser Zeit.

Rembrandt Harmensz van Rijn, Selbstbildnis mit Säbel, 1634. Radierung © Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett,
Schenkung Eberhard W. Kornfeld, Bern

Vor dem Hintergrund der gesellschaftlich-politischen Entwicklung der Niederlande, des Aufbaus des Handels durch Gründung der Niederländischen Ostindien- Kompanie, der Entwicklung Amsterdams im 17. Jahrhundert zum Zentrum des Welthandels, des verstärkten Imports von Gütern aus diesen Ländern und den dadurch bedingten Reichtum der Handelsherren wird gezeigt, wie diese Entwicklung und die damit verbundene Faszination von den fernen Ländern die Motive und Vorstellungen der Künstler beeinflusste.

Von Handelsreisen aus dem “Orient”, dem nahen, mittleren und fernen Osten, mitgebrachte Gegenstände wie Muscheln, Korallen, Waffen, Wandteppiche, Alabaster- und Elfenbeinschnitzereien und Miniaturen fanden damals Eingang in die Raritätenkabinette von reichen Sammlern und wurden auch in einer eigenen Ausstellung der niederländischen Ostindien-Kompanie präsentiert. Breite Verbreitung aber fanden die importierten Handelsgüter wie Silber, Porzellan, Gewürze, Teppiche, Seide und Stoffe.

Diese Gegenstände fanden Eingang in Stillleben und Porträts von Handelsleuten als Prestigeobjekte und als Zeichen ihres Reichtums. Der durch den Handel erworbene Reichtum bedeute eine verstärkte Nachfrage der wohlhabenden Kaufleute nach Porträts, auch nach Gruppenporträts mit ihren Familien. Die mit der Ausweitung des Handels einhergehenden kriegerischen Auseinandersetzungen und die Ausbeutung der Kolonien waren kein Thema; dargestellt wurden Reichtum, Macht und Luxusgüter.

Dirck van Loonen, Assueer Jacob Schimmelpenninck van der Oije (1631–1673) mit Diener und Hund, 1660 Öl auf Leinwand © Stichting Duivenvoorde, Voorschoten

Von besonderer und nachhaltiger Bedeutung ist der Einfluss der Vorstellungen auf die Darstellungen aus der Bibel. Rembrandt (1606-1669), der in dieser Hinsicht von seinem Lehrer Pieter Lastman beeinflusst wurde, übertrug diesen Orientalismus auf biblische Darstellungen des alten und neuen Testaments, die er mit orientalischer Kleidung ausstattete und mit exotischen Elementen bereicherte. Zudem malte er Porträts von Modellen als Menschentypen in orientalischer Aufmachung.

Der Ruhm Rembrandts und seine Bekanntheit trug wesentlich zur Verbreitung seiner orientalischen Bilderwelt und der Übernahme dieser Vorstellungen in die niederländische Malerei bei.

Pieter Lastman Jephta und seine Tochter, 1611 Öl auf Holz © Kunst Museum Winterthur, Geschenk der Stiftung Jakob Briner, 2018

Die Ausstellung thematisiert mit der Wahl des Ausstellungstitels “Rembrandts Orient” die Sicht der damaligen Zeit auf diese fernen Länder und auf das Fremde. Denn nur sehr wenige der damals tätigen Künstler hatten den Orient tatsächlich bereist, kannten – wie Rembrandt selbst – nur die importierten Güter und Kostbarkeiten. Neben Rembrandt haben sich auch nur wenige Künstler für die Kunst des Orients interessiert. Die Bilder zeigen daher nicht den Orient, sondern die Vorstellung der Künstler vom Orient, seiner Landschaft, seiner Architektur und die von ihnen übernommenen stereotypen Darstellungen von Menschen aus diesem Kulturkreis.

Das Museum Barberini bietet eine kostenfreie digitale 360o Tour mit vielen zusätzlichen Informationen zu Ausstellungsstücken an. Durch die Zoom-Funktion ist es möglich, die Bilder ganz aus der Nähe zu betrachten.

Link: Digitale 360o Tour https://guidepilot360.de/barberini/rembrandts-orient/

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