Ausstellung: Gut sehen ist alles!
Wilhelm Leibl (1844-1900)
Dem Maler Wilhelm Leibl, einem der wichtigen Vertreter der Kunstrichtung des Realismus in Deutschland, ist derzeit eine Ausstellung in der Wiener Albertina gewidmet.
Wilhelm Leibl wurde in Köln geboren, wo er auch aufgewachsen ist. Seine Begeisterung für das Zeichnen entdeckte er schon während seiner Schulzeit und wurde während seiner Zeit auf dem Gymnasium von seinem Zeichenlehrer gefördert. Nachdem er die Schule frühzeitig verlassen hatte und nach einer abgebrochenen Schlosserlehre ging er 1864 nach München und studierte an der Akademie der Bildenden Künste.
Bereits als Akademiestudenten gelingt ihm 1869 auf der I. Internationalen Ausstellung in München der Durchbruch. Er wird von Gustave Courbet entdeckt und von diesem nach Paris eingeladen, wo er von November 1869 bis zum Sommer 1870 bleibt und im Pariser Salon, der damals wesentlichsten Ausstellung in Frankreich, ausstellt und mit der Goldmedaille ausgezeichnet wird. Damit etabliert er sich als international angesehener Maler, der im Laufe seines Lebens immer wieder internationale Auszeichnungen erhalten wird.
Nach seiner Rückkehr gründete er mit seinen ehemaligen Studienkollegen den sogenannten “Leibl-Kreis” in München, der vom Realismus Courbet´s beeinflusst war. Bereits 1873 erfolgte jedoch sein Rückzug aus dem Münchner Kulturbetrieb und auf das Land, wo die Landbevölkerung in Bayern zum zentralen Gegenstand seiner Malerei wird.
Seine künstlerischen Vorbilder waren die Porträt- und Interieurmaler des 17. Jahrhunderts, wie Rubens, Rembrandt und van Dyk, sowie die als Wegbereiter der Moderne geltenden französischen Maler seiner Zeit, Gustave Courbet und Édouard Manet. Wilhlem Leibls Bilder werden der Stilrichtung des Realismus zugezählt, der die wirklichkeitsnahe Darstellung des Alltags, menschlicher Charakatere und Beziehungen anstrebt.
In den 1870er-Jahren beschäftigte sich Leibl auch intensiv mit Druckgrafik und wurde damit zum Vorreiter der Wiederentdeckung der Malerradierung. Die von ihm geschaffenen neunzehn Radierungen wurden richtungsweisend für nachfolgende KünstlerInnen wie Lovis Corinth, Käthe Kollwitz und Max Liebermann.
Er war der Begründer der modernen Figurenmalerei, die sich durch Naturwahrheit auszeichnet. Getragen ist seine Malerei durch sein Bekenntnis zum kritischen und kompromißlosen Sehen: “Ich will nur malen, was wahr ist”. Wichtig ist ihm das Malen vor dem Motiv, um einen lebendigen und wirklichkeitsnahen Eindruck gewinnen und vermitteln zu können. In seinem Spätwerk rückt die Darstellung von Menschen in Innenräumen ins Zentrum seiner Malerei. Dabei geht es ihm wesentlich um die die Beschäftigung mit wechselnden Lichtverhältnissen, hell-dunkel-Kontraste und das Verhältnis der Figur zum Raum.
Er zeigt die Menschen in “Momentaufnahmen” ihres Alltagslebens und ihrer Alltagstätigkeiten. Seine Modelle waren Bauern, Bäuerinnen, Jäger und seine Haushälterinnen, die er bei ihren Alltagstätigkeiten zeigte.
Trotz aller Kompromißlosigkeit des Sehens bleiben in seinen Bildern die soziale Realität des bäuerlichen Alltags, die schwere Arbeit, unhygienischen Lebensbedingungen, Krankheit und Elend, ausgeklammert. In seinen Bildern zeigt er zwar kein ländliches Idyll, eine idealisierte Sichtweise des “Bauernstandes” und des ländlichen Lebens als Gegenentwurf zur Moderne mit den Auswirkungen der Industrialisierung, fließen jedoch ein. Damit bedient er auch den “Kunstgeschmack” seiner Käufer, des städtischen Bürgertums.
Bereits in den 1890er-Jahren hat er sich durch die regelmäßige Beteiligung an internationalen Ausstellungen in Berlin, Hamburg, München, Wien, Budapest, Basel, Zürich, New York und Washington einen Ruf als einer der führenden europäischen Realisten erworben. Im Jahr 1892 wurde Wilhelm Leibl wegen seiner hervorragenden Leistungen zum königlichen Professor ernannt. Er starb 1900 im Alter von 56 Jahren in Würzburg.
Die Ausstellung ist noch bis 10. Mai 2020 in der Albertina zu sehen!
Adresse: Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien http://www.albertina.at
Öffnungszeiten: Täglich 10.00 -18:00 Uhr, Mittwoch und Freitag: 10:00 – 21.00 Uhr